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Legal Tech in Deutschland: Jetzt wird es spannend für Private Equity

Der deutsche Rechtsmarkt für Verbraucher:innen steht vor einem tiefgreifenden Wandel – getrieben von Technologie, neuen Geschäftsmodellen und veränderten Erwartungen auf Mandantenseite. Mit einem geschätzten Volumen von 7 – 10 Milliarden Euro allein im Verbrauchersektor ist er einer der größten unerschlossenen Märkte für digitale Innovation in Europa.

Für Investor:innen – insbesondere im Private-Equity-Bereich – ergibt sich hier ein beispielloses Potenzial: Marktfragmentierung, technologische Hebel und wiederkehrende Umsätze schaffen ideale Voraussetzungen für nachhaltige Skalierbarkeit und Renditen.

Vom schwierigen Narrativ zur investierbaren Realität

Jahrelang litt der Legal Tech Markt daran, wenige Erfolgsstories zu liefern. Insolvenzen von Legal Techs wie Advocado oder rightnow und allgemein stagnierende Zahlen haben nicht geholfen, das Narrativ zu verbessern. Dabei ist längst absehbar, dass mit Rechtsdienstleistungen SaaS-ähnliche Renditen erwirtschaftet werden können.

Die Wachstumsführer formieren sich

Unternehmen wie die rightmart Group, die flightright-Gruppe oder Lawfront (UK) zeigen mit wachsender Skalierung, wie sich operative Exzellenz in wirtschaftliche Substanz übersetzt. Diese Legal Techs werden jetzt Gas geben, professionalisieren ihre Modelle – und haben erheblichen Rückenwind.

Für Investor:innen gab es nie einen besseren Zeitpunkt, um im Legal Tech-Markt zu investieren: Buy-and-Build-Strategien, Technologievorsprung und First-Mover-Vorteile verdichten sich zu einem strategischen Investment-Case.

4 große Branchentrends sorgen für Rückenwind

1. KI beschleunigt alles

Die nächste Wachstumsstufe heißt Künstliche Intelligenz. Sie senkt Kosten, automatisiert Routinen und vervielfacht die Produktivität – mit direkten Effekten auf Margen und Skalierbarkeit und massiven Auswirkungen auf die gesamte Branche.

Laut dem „Future of Professionals Report“ von Thomson Reuters erwarten 79 % der Kanzleien, dass KI in den kommenden fünf Jahren einen hohen oder sogar transformativen Einfluss auf ihre Arbeit haben wird. Kein Wunder: Dokumentenprüfung, Rechtsrecherche, Mandant:innenkommunikation – all das lässt sich mit KI effizienter gestalten.

Diese Effizienz schlägt sich auch in den Investitionen nieder: Rund 79 % der Legal-Tech-Investments im Jahr 2024 (2,2 Mrd. USD) flossen in Unternehmen mit KI-Fokus. Das Vertrauen der Kapitalmärkte ist da – und es ist berechtigt. Bei rightmart sehen wir schon heute große Einspareffekte auf Basis einfacher KI-Projekte. Der Effekt ist viel größer als vor 12 Monaten gedacht!

Legal Techs, die KI zielgerichtet einsetzen, setzen mehr Marge frei und haben dadurch mehr Spielraum für Marketing, M&A und No-Win-No-Fee-Modelle, bei denen das Risiko von den Verbraucher:innen komplett übernommen wird. Eine Aufwärtsspirale.

2. Massenverfahren als Wachstumshebel

Massenverfahren sind das Bindeglied zwischen Technologie, KI und Verbraucherschutz. Ob Dieselgate oder Sportwetten-Rückforderungen – Legal Tech ermöglicht die Durchsetzung tausender gleichgelagerter Fälle mit minimalem Aufwand.

Was früher kaum zu stemmen war, ist heute hochgradig skalierbar und mit KI noch viel schneller umsetzbar. Und das verändert das Kräfteverhältnis zwischen Verbraucher:innen und Konzernen fundamental. Möglich machen das:

  • Gut kapitalisierte Legal Tech-Kanzleien mit einer nachhaltig forensischen Arbeit
  • Automatisierte Vorprüfungen
  • KI-gestützte Workflows
  • CRM-basierte Mandatsbearbeitung
  • und Marketingbudgets von bis zu 30 % des Umsatzes, die gezielt Betroffene aktivieren

Es gab noch nie die Mischung aus größeren Verbraucherkanzleien, die gut kapitalisiert sind und einer Verbraucherperspektive, die durch Social Media und Co. total empfänglich für die Durchsetzung ihrer Rechte ist.

3. Konsolidierung schafft neue Marktführer

Viele kleine Kanzleien und Legal Techs geraten unter Druck. Die Gründe:

  • Fehlende Kapitalisierung, um Marketing und Technologie zu finanzieren
  • Mandant:innen fordern digitale Services, transparente Preise, schnelle Kommunikation
  • Technologischer Rückstand und Fachkräftemangel
  • Fehlende Nachfolge: Laut BRAK liegt das Durchschnittsalter deutscher Anwält:innen bei rund 50 Jahren, viele Einzelkanzleien stehen vor der Schließung

Für große Legal-Tech-Anbieter ist das eine strategische Gelegenheit. Sie wachsen nicht nur organisch, sondern auch durch Übernahmen oder schlicht, weil kleinere Wettbewerber verschwinden. Das Resultat: eine rapide Konsolidierung, die den Markt nachhaltig verändert – zugunsten skalierbarer Plattformmodelle.

4. Zukunftstrend: Der neue Rechtsschutz

Legal Tech verändert nicht nur Kanzleien, sondern auch Versicherungen. Der klassische Rechtsschutz steht unter Druck – und muss sich neu erfinden.

Legal-Tech-Kanzleien, die jährlich über eine Million Verbraucher:innen betreuen, üben Kostendruck auf traditionelle Anbieter aus. Sie bieten dieselbe Leistung günstiger, schneller und effizienter. Die Konsequenz:

  • Neue, digitale Rechtsschutzprodukte entstehen
  • Legal-Tech-Kanzleien werden zu Versicherungspartnern – oder selbst zu Anbietern
  • Wiederkehrende Einnahmen (Recurring Revenue) stabilisieren das Geschäftsmodell

Die Grenze zwischen Kanzlei, Legal Tech und Versicherung verschwimmt – und eröffnet neue, vertikale Geschäftsmodelle. Wer frühzeitig in diese neue Rolle hineinwächst, sichert sich nicht nur Marktanteile – sondern auch strukturelle Relevanz.

Fazit: Der Rechtsmarkt ist im Umbruch – und das ist gut so

Der Rechtsmarkt wird nicht digitalisiert – er digitalisiert sich gerade.

Legal Tech demokratisiert den Zugang zum Recht, senkt die Kosten und professionalisiert die Abläufe. Was früher exklusiv, teuer und langwierig war, wird jetzt nutzerzentriert, effizient und massenfähig. Der Einsatz von KI, die Professionalisierung von Massenverfahren, die laufende Konsolidierung und neue Versicherungslösungen sind keine Einzelphänomene – sie sind Ausdruck eines systemischen Wandels.

Wir stehen erst am Anfang. Aber eines ist sicher: Die Gewinner:innen von morgen sind diejenigen, die heute schon neu denken.

Autor: Marco Klock ist Gründer und CEO von rightmart. Er treibt die Digitalisierung der Rechtsberatung mit dem Ziel voran, Zugang zum Recht für alle zu ermöglichen – skalierbar, effizient und nutzerzentriert. Als Unternehmer und Vordenker engagiert er sich für einen praxisnahen, sozial verantwortlichen Wandel der Branche.

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