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Legal <3 Tech Hackathon

Was können sechs Personen aus verschiedenen Fachrichtungen in nur 48 Stunden schaffen? Einen funktionsfähigen Prototypen, der ein praktisches Problem löst? Ein Mock-Up, das die Customer Journey aufzeigt? Oder eine Revolution des deutschen Rechtsdienstleistungsmarktes? Wir, die studentische Initiative Munich Legal Tech (MLTech), das Rechtsinformatikzentrum der LMU und die TUM wollten, auf Initiative von Sebastian Nagl hin, interessierten Studierenden eine Plattform bieten, um dies in einem remote Hackathon herauszufinden.

Ablauf

Vom 15.01. bis 17.01.2021 hatten die Teams eine Bearbeitungszeit von 48 Stunden, die es möglichst effektiv zu nutzen galt, ohne dabei natürlich den Spaß zu vergessen. Eine Besonderheit des Hackathons war es, dass jedes Team durch eine*n Mentor*in unterstützt wurde, der/die Expert*in sowohl auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften, als auch dem der Informatik ist. Dadurch hatte jedes Team einen persönlichen Ansprechpartner und Assistent bei Problemen.

Der Hackathon begann am Freitagmorgen bereits mit einem Highlight: Alle Teilnehmer, Mentoren und Jurymitglieder wurden in einem Videocall vom bayrischen Justizminister Georg Eisenreich begrüßt. Hackathons wie dieser würden einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung leisten. Vor diesem Hintergrund lobte er den Einsatz der Teilnehmer. Er betonte die wachsende und weiter zunehmende Bedeutung von Legal Tech in der juristischen Ausbildung und gab Einblicke, wie die Digitalisierung des Rechts im Justizministerium vorangebracht wird. Wir von MLTech freuen uns darüber, dass zum Beispiel regelmäßig die Denkfabrik Legal Tech mit Experten des Ministeriums, Juristen und IT-Spezialisten aus Justiz, Wirtschaft, Anwaltschaft sowie den Universitäten tagt.

Im Anschluss an die Startveranstaltung diskutierten die Teams enthusiastisch, welches Thema in Angriff genommen werden sollte. Es gab die Wahl zwischen bereits vorgegebenen Problemstellungen und eigenen Ideen. Für Teams, bei denen sich die Teilnehmer*innen vorher noch nicht kannten, bot sich hier auch die Möglichkeit, sich kennenzulernen und auszutauschen. Nachdem die Entscheidung für ein Thema gefallen war, begann die Bearbeitungszeit, die am Sonntag um 14 Uhr mit den Pitches der Teams endete.

Die Teilnehmer

Der remote Hackathon ermöglichte es, Teammitglieder aus ganz Deutschland zusammenzubringen. Insgesamt nahmen sechs interdisziplinäre Teams teil, auch Mitglieder aus Tokio waren dabei. So wurde der Nachteil, dass kein persönlicher Kontakt möglich ist, fast schon wieder zu einem Vorteil, da sonst nicht so ein breit gemischtes und internationales Teilnehmerfeld möglich gewesen wäre. 
Besonders interessant war der Austausch nicht nur zwischen Juristen und Techies, sondern auch mit Teilnehmern aus der Medizin, Psychologie, Mathematik und dem Ingenieurswesen.

Zwischen den intensiven Arbeitsphasen der Teams, in denen alle konzentriert an ihren Problemstellungen arbeiteten, kam natürlich auch der Spaß nicht zu kurz. Es trafen sich immer wieder Teilnehmer aus verschiedenen Teams in der virtuellen Lobby und tauschten sich aus. Bei spätabendlichen Scribblebspielen wurden neue Kontakte geknüpft und viel gemeinsam gelacht. So konnte man die Deadline am Sonntag um 14 Uhr vergessen, die sonst doch immer ein bisschen im Hinterkopf saß.

Die Challenges

Das Wichtige bei der Auswahl der Challenge ist die technische und zeitliche Umsetzbarkeit innerhalb des Hackathons. Diese Faktoren behielten alle Teams im Auge, sodass alle bis zu den Pitches einen funktionsfähigen Prototypen oder ein vollständiges Mock-Up entwickelten.

Zu den vorgegebenen Problemstellungen gehörte beispielsweise die Erstellung einer Zuständigkeits-API. Diese soll es dem Nutzer ermöglichen, innerhalb kurzer Zeit durch die Beantwortung weniger Fragen das für den Streitstand sachlich zuständige Gericht zu ermitteln. Weitere selbst eingebrachte Challenges waren beispielsweise eine Jura Lern-App oder die KI-gestützte Analyse von Gerichtsurteilen zur Prozessrisikobewertung.

Die Jury

Die Jury bestand aus Prof. Dr. Heckmann (Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung der TUM), Prof. Dr. Wanderwitz (Professor für Wirtschaftsrecht), Dr. Marx (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Heckmann), Charlotte Falk (Mitgründerin der Legal Tech SFS Digital- & Innovationsberatung) und Nadine Fandrich (Vorstandsvorsitzende von MLTech). Ziel dieser Zusammenstellung war es, unterschiedliche Perspektiven auf die Ergebnisse der Teams zu bekommen und dadurch eine umfassende Bewertung zu erhalten. Jedes Team konnte bei einem anderen Bewertungskriterium punkten. Beste Präsentation, beste Umsetzung oder beste praktische Realisierbarkeit und Innovationsgeist. Doch insbesondere ein Team stach bei allen Bewertungskriterien heraus …

Unsere Gewinner

„…And the winner is….“? Das Team „Structure.it“ aus Berlin. Sie griffen mit ihrem Projekt die Regelungen des Gesetzes zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie (DiRUG) auf und entwickelten in nur 48 Stunden ein Tool, mit dem komplexe Unternehmensstrukturen schnell und verständlich dargestellt und analysiert werden können. Der USP der Anwendung ist eine Schnittstelle zum Handelsregister, die den Zugriff auf einen großen und aktuellen Datensatz ermöglicht.

Platz zwei belegte das Team „Open Decision“. Open Decision ist ein Tool, mit dem repetitive Abläufe durch den Anwender selbst und ohne Programmierkenntnisse digitalisiert werden können. Sie erstellten damit eine Anwendung, die Sachverhalte im Arbeitsrecht erfasst und den Anwalt bei der Einschätzung und dem Erstgespräch unterstützt. Außerdem statteten sie Open Decision zusätzlich mit einer E-Mail-Funktion aus.

Die Gewinner erhielten den Legal <3 Tech Pokal und Preisgeld und haben die Chance, ihre Lösungskonzepte dem Bayrischen Justizministerium vorzustellen. Gratulieren möchten wir allen Teilnehmern, die tolle und innovative Wege gefunden haben, den deutschen Rechtsdienstleistungsmarkt weiter zu digitalisieren! Wir sind gespannt, was sich aus diesen Ideen weiter entwickeln wird. Noch nicht genug zum Legal <3 Tech Hackathon? Auf dem MLTech Blog und dem LTC Mannheim Blog berichten Teilnehmer von Ihren Erfahrungen beim Legal 3 Tech Hackathon.

Autoren: Nadine Fandrich und Kilian Neuhaus, Vorstandsvorsitzende von MLTech

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