Fachartikel

Zweites Schweitzer Zukunftsforum

Am 21. Mai 2019 fand in Hamburg das zweite Schweitzer Zukunftsforum statt. Mit 180 Teilnehmern verdoppelte sich die Zahl der Besucher gegenüber dem Vorjahr. Spannende Themen sorgten dabei für großes Interesse und regen Zuspruch unter den Besuchern. Schwerpunkte waren einerseits der aktuelle Stand von Legal Tech und anderseits die Digitalisierung des Rechts, speziell in den Bereichen Blockchain und künstliche Intelligenz.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Forums-Initiatoren Barbara Mahlke und Philipp Neie stellte der gut aufgelegte Moderator Jorg Foitzik die ersten Referenten des Tages vor.

Einführung und Keynotes


Zur Einführung des Themas Legal Tech zeigte der Jurist und Entwickler Patrick Prior auf, welche Möglichkeiten Legal Tech Software aktuell für Rechtsanwälte bietet. Weiterhin erklärte er, wie sich die bisher schon sehr erfolgreichen Legal Tech Firmen für Verbraucher in immer mehr Rechtsgebieten zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für Rechtsanwälte entwickeln, speziell im Verkehrsrecht, Mietrecht und Arbeitsrecht. Der Rechtsanwalt und Blockchain-Lawyer Florian Glatz hielt anschließend eine Keynote zum Thema „Die Blockchain: Recht neu denken!“. Er beschrieb darin sehr prägnant, und auch für technische Laien gut verständlich, die Funktionen der Blockchain-Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Recht. Mehrere anknüpfende Nachfragen des Publikums zeigten das große Interesse an diesem zukunftsträchtigen Thema.

Dokumenten-Automation und Law-Practice Management Software 2.0


Der zweite Teil des Tagesprogramms bestand aus der Vorführung von praxisrelevanter Legal Tech Software. Zunächst hielt Dr. Bunnenberg (CEO Lawlift GmbH) einen Vortrag über „Dokumente automatisieren mit intelligenten Vorlagen“ und zeigte anschaulich, wie dies jetzt schon möglich ist mit Hilfe seiner Software Lawlift. Simon Ahammer, Leiter des Geschäftsbereichs Legal Industry bei der smartwork solutions GmbH, folgte mit einer Präsentation zum Thema „Gemeinsame Dokumente schreiben, überarbeiten und produzieren“. Hierbei stellte er die Möglichkeiten der Software SMASHDOCs vor, die es Juristen ermöglicht, gemeinsam übersichtlich an Dokumenten zu arbeiten.

Michael Woltz von der DATEV eG führte anschließend die aktuellen und beeindruckenden Fähigkeiten der neuen DATEV Software vor, die z.B. in der Lage ist automatisch aus digitalen Schriftstücken alle juristisch relevanten Daten auszulesen und dem Nutzer anzuzeigen. Sein Vortrag „Intelligente Fallbearbeitung mit der Juristischen Textanalyse von DATEV“ wurde ebenfalls sehr interessiert vom Publikum verfolgt.

Fachinformationen – zukünftige Nutzung und Aufbereitung


Nach einer kleinen Pause mit Verkostung und Getränken startete der dritte Teil des Tages. Referent Christian Lindemann, Geschäftsführer von Wolters Kluwer Deutschland und Leiter des Geschäftsbereichs Legal und COO sprach über „die Zukunft des juristischen Arbeitens: Legal Matter Management als Antwort auf digitale Herausforderungen und sich verändernde Mandanteninteraktion.“ Hierbei zeigte er die neue Software-Lösung von Wolters Kluwer für den Bereich Baurecht. Dabei handelt es sich um eine Legal Case Management / Workflow Lösung, inklusive automatischer Dokumentenanalyse. Diese Expertenlösung strukturiert Dokumente und extrahiert die relevanten Daten, z.B. Personen und deren Rollen, Datumsangaben, die Art eines Vorgangs und das betroffene Gewerk. Dabei werden alle Dokumente mithilfe eines Zeitstrahls aufbereitet. In Zukunft ist die Ausweitung dieser Software für weitere Rechtsgebiete, wie z.B. das Insolvenzrecht, geplant. Anschließend präsentierte Heike Barth, Produktmanagement Rechtsanwaltsmarkt DATEV eG, in ihrem Vortrag „Intelligente Verzahnung von Software & Wissen“, die Datenbank LEXinform für Rechtsanwälte als Alternative zu beck-online, juris u.a.

Recruiting für Legal Tech


Die Vorsitzende des RENO Bundesverbandes, Ronja Tietje, präsentierte erstaunliche Zahlen und Einblicke in die Welt der RENOs in ihrem Beitrag „Der Arbeitsplatz im digitalen Wandel – Welche Kompetenzen werden im Mitarbeiterbereich in den Kanzleien künftig benötigt?“. „Sie wären sehr überrascht, wenn sie miterleben würden, wie RENOs manchmal behandelt werden. Da wurde in einer Kanzlei Wasser für alle angeboten, aber Orangensaft nur für die Anwälte.“, sagte Tietje einem erstaunten Publikum. „Auch die Zahlen bezogen auf die abgeschlossenen Ausbildungen im Bereich der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten lägen immer weiter unter dem eigentlichen Bedarf und dies hat vielfältige Gründe“, so Tietje weiter. Auch Legal Tech wird diesen Bedarf kurz- und mittelfristig nicht ausgleichen, speziell wenn man bedenkt, dass viele Legal Tech Anwendungen sogar mehr von RENOs verwendet werden, als von Anwälten.

K.I. – kommende Intelligenz


Der letzte Abschnitt des Tages hatte es noch einmal in sich. Referent Tianyu Yuan, Geschäftsführer LEX superior, stellte in seinem Vortrag „KI im Recht und Konsequenzen für die Juristenausbildung“ klar, dass KI in absehbarer Zeit keine anwaltliche oder richterliche Entscheidung fällen kann. Von einem Subsumtionsautomaten sei man weit entfernt. Dies liegt hauptsächlich daran, dass viele Begrifflichkeiten von Menschen definiert werden müssen und Maschinen dies nicht können.

Der krönende Abschluss des Tages war dann der Vortrag von Dr. Juergen Erbeldinger, Mathematiker und CEO von ESCRIBA. In seinem Vortrag „Smart Contracting – Automatisierung von dokumentenintensiven Prozessen“ zeigte Dr. Erbeldinger auf, welche Möglichkeiten KI in der Juristerei bietet, aber eben auch welche nicht. Ebenso wie sein Vorredner sagte er, dass KI nicht in der Lage sei, relevante rechtliche Problem zu erkennen und Sachverhalte zu subsumieren. In der abschliessenden Fragerunde ging Dr. Erbeldinger dann aber nochmals auf die Möglichkeiten der verteilten Datenbanken ein. Gerade die Blockchain-Technologie wird eine große Zukunft haben, weil Menschen wieder „Herr über ihre Daten“ sein werden. Er sei froh darüber, dass der erste Blockchain-Hype nun vorbei ist und jetzt verstärkt an praxisnahen Blockchain-Anwendungen gearbeitet werden kann.

Fazit


Am Ende der sechsstündigen Veranstaltung waren sowohl die Organisatoren, als auch die Besucher rundum zufrieden. Dies zeigte auch die Auswertung der Umfrage unter den 180 Teilnehmern, die die Veranstaltung im Schnitt mit 8,5 von 10 Punkten bewerteten und nach weiteren Veranstaltungen in anderen Städten fragten. Auch preislich war das zweite Schweitzer Zukunftsforum, gemessen am Umfang und der Qualität der eingeladenen Redner, ein unschlagbares Angebot im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen.

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