Fachartikel

Was haben Taschenmesser mit juristischen Dienstleistungen zu tun?

Das neue Legal-Tech-Startup Pocketknife.Legal unterstützt seit März 2022 Unternehmen, insbesondere Startups, bei der Bewältigung ihrer rechtlichen Aufgaben. Dabei setzt es auf eine Kombination aus digitalen Werkzeugen und anwaltlicher Beratung.

Das junge Berliner Startup nennt sich Pocketknife.Legal und ist unter der gleichnamigen Domain erreichbar. Beide Teile des Unternehmensnamens – „Pocketknife“ bzw. Taschenmesser auf der einen Seite und „Legal“ auf der anderen Seite – sind auf den ersten Blick schwer zusammenzubringen. Hinter dem Namen steckt jedoch eine Unternehmensphilosophie, für die das Taschenmesser sinnbildlich steht.

Die Metapher des Taschenmessers

Ein Taschenmesser besteht aus einer scharfen Klinge und kann zusätzliche Werkzeuge enthalten. Das bekannteste Taschenmesser ist wahrscheinlich das Schweizer Taschenmesser, das bis zu 73 Werkzeuge umfassen kann (so das „Swiss Champ XXL“ von Victorinox). Jedes der Werkzeuge am Taschenmesser hat einen bestimmten Zweck und wurde für seinen Zweck perfektioniert. Taschenmesser sind bekannt für ihre zuverlässigen Dienste und ihre vielseitige Einsetzbarkeit. Mit ihnen lassen sich fast alle Probleme auf der Wanderung oder der Weltumrundung lösen. Zudem sind Klinge und Werkzeuge einklappbar und dadurch einfach zu transportieren. Aufgrund all dieser Eigenschaften ist das Taschenmesser zu einem treuen Begleiter bei vielen Ausflügen, Expeditionen und Abenteuern geworden. Denn es ist ein handlicher und kleiner Begleiter, der in jeden Rucksack passt und einem zuverlässig gute Dienste in jeder Lebenslage erweist.

Pocketknife.Legal entlehnt diese Eigenschaften des Schweizer Taschenmessers und überträgt sie modern und digital auf juristische Aufgaben in Unternehmen. Das digitale Taschenmesser Pocketknife.Legal soll Gründer:innen und Unternehmer:innen auf ihrer unternehmerischen Reise begleiten. Auf dieser Reise soll es keine Last sein und dennoch alle juristischen Aufgaben schnell und zuverlässig erledigen, indem es für jede juristische Aufgabe das richtige Werkzeug bereithält. Die Werkzeuge von Pocketknife.Legal bestehen aus Dokumentengeneratoren, Festpreis-Beratungen, intelligent verknüpften Informationen und Begleitdiensten.

Werkzeug-Set für NDAs und co.

Ein erstes Werkzeug-Set hat Pocketknife.Legal für NDAs entwickelt. Mit Hilfe eines Vertragsgenerators können Unternehmer:innen einen individuellen NDA erstellen. Unternehmer:innen können dabei beispielsweise zwischen einseitigen und zweiseitigen oder zwischen deutschen und deutsch/englischen NDAs wählen. Der NDA kann anschließend kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Im Gegensatz zu konventionellen Vertragsgeneratoren endet das Angebot jedoch nicht an der Stelle. Optional kann eine 30-minütige anwaltliche Beratung bei einer Partner-Kanzlei von Pocketknife.Legal gebucht werden. In der Micro-Beratung können offene Fragen und Unsicherheiten schnell und kostensparsam ausgeräumt werden. Die Beratung erfolgt durch die Kanzlei, die auch die NDA-Vorlage erstellt hat. Dadurch wird sichergestellt, dass die Fragen zu dem konkreten NDA schnell beantwortet werden können.

Als weiteres Werkzeug können Unternehmen eigene smarte Vertragsvorlagen mit dem Vertragsgenerator von Pocketknife.Legal erstellen. Zudem entstehen aktuell Werkzeug-Sets rund um Arbeitsverhältnisse. Langfristig will Pocketknife.Legal Werkzeug-Sets für alle juristischen Aufgaben im Unternehmen anbieten.

Lösungen aus der Unternehmensperspektive

Bei der Entwicklung neuer Werkzeug-Sets stellt das junge Startup die unternehmerische Perspektive seiner Kund:innen in den Mittelpunkt. Das bedeutet, dass das Lösen von Kund:innen-Problemen nicht dort aufhören darf, wo die klassische juristische Tätigkeit endet. Pocketknife.Legal digitalisiert nicht juristische Dienstleistungen, sondern entwickelt Lösungen für juristisch geprägten Aufgaben in Unternehmen. Dabei bedient sich das Startup selbstverständlich auch klassischer juristischer Dienstleistungen.

Die bedeutendste Erkenntnis dieses Perspektivenwechsels besteht darin, dass juristische Aufgaben in der Regel keine wirtschaftliche „Upside“, meistens aber eine wirtschaftliche „Downside“ haben. Hierzu ein Beispiel: Gute AGB sind kein Treiber für den Umsatz oder den Gewinn eines Unternehmens. Schlechte AGB – also solche, die zu Streitigkeiten mit Kund:innen oder zu Abmahnungen führen – beeinträchtigen hingegen den Unternehmensbetrieb und schmälern den Gewinn. Die Konsequenz aus dieser Perspektive ist: Juristische Aufgaben müssen unter Beibehaltung einer hohen Qualität und gleichzeitiger Reduktion von Zeitaufwand und Kosten erledigt werden. Dies leistet Pocketknife.Legal.

Der Zeitaufwand wird durch digitale Tools und die Standardisierung von Rechtsdienstleistungen sowie deren Kombination minimiert. Hierfür müssen Aufgaben insgesamt standardisiert und digitalisiert werden. Bei kleinen Unternehmen gibt es sehr viele einfach gelagerte juristische Aufgaben, weshalb hier auch eine breite Standardisierung möglich ist.

Die Standardisierung beschleunigt nicht nur die Durchführung, sondern auch die Entscheidungsfindung, da bei Standard-Produkten Möglichkeiten, Leistungsumfang und Kosten von vornherein transparent sind. Diese transparent und leicht verfügbaren Informationen (Was bekomme ich? Wie viel kostet es?) bilden für Unternehmen eine Entscheidungsgrundlage, an der es aktuell oftmals fehlt.

Nicht zuletzt wird das notwendige Budget für Rechtsdienstleistungen im Vergleich zur Beauftragung einer klassischen Kanzlei reduziert. Hierzu sollen keine Dumping-Stundensätze ausgerufen, sondern die Arbeitszeit von Anwält:innen auf das erforderliche Minimum reduziert werden. Die Einnahmen von Anwält:innen steigen sogar. Denn während es eine gängige Praxis in Kanzleien ist, einige gearbeitete Stunden nicht in Rechnung zu stellen oder später wieder von der Rechnung zu streichen (ganz abgesehen von den nicht vergüteten Sekretariatsaufgaben), wird bei Pocketknife.Legal jede Minute, die an einem Mandat gearbeitet wird, vergütet.

Hintergrund und Ausblick

Hinter Pocketknife.Legal und diesem Artikel steht der Volljurist Amadeus Peters. Der ehemalige Rechtsanwalt Peters gründet mit Pocketknife.Legal sein zweites Startup nachdem er zuvor das Food Tech Startup VIKTU gegründet hatte. Das Startup ist bisher gebootstrappt und verfügt mit Peters nur über einen Gründer. Beides soll sich in naher Zukunft ändern. Das Startup sucht aktuell aktiv nach Angel-Investoren und nicht-juristischen Mitgründer:innen.

Autor: Amadeus Peters studierte Rechtswissenschaften in Köln und Paris. Nach seinem Referendariat promovierte er zum Einsatz Künstlicher Intelligenz an der Universität Gießen mit Forschungsaufenthalten am ISP der Yale Law School und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin. Vor der Gründung seines ersten Startups VIKTU war der Autor als Rechtsanwalt tätig. Pocketknife.Legal ist seine zweite Gründung.

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