Fachartikel

LR29 – Einblicke in eine innovative Legal Tech Kanzlei

Wir trafen Dr. Max von Schönfeld, Dr. Eduard Hofert und Maxim Letski von LR29 zum Interview und sprachen über Legal Tech, Legal KI, LaaS und über die Entwicklung eigener Legal Tech Produkte.

LTV: LR29 wurde letztes Jahr gegründet. Was genau ist LR29?

Wir sind Legal Strategists und Tech-Anwälte. Wir helfen Tech-Unternehmen in der Wachstumsphase dabei, ihre vertraglichen und regulatorischen Herausforderungen zu lösen. Außerdem supporten wir Legal Teams bei ihrer digitalen Transformation.

LTV: Wie sieht ihr Beratungsansatz aus? Und wie unterscheidet er sich von anderen Anbietern am Markt?

Wir unterstützen unsere Mandanten ganzheitlich in allen Rechts- und Technologiefragen – vom klassischen IT-Vertragsrecht über Themen wie AI-Compliance bis hin zur Digitalisierung von Legal Workflows. Wir bringen dabei unsere Erfahrungen als Inhouse Counsel und Legal Product Manager in führenden SaaS- und Legal Tech-Unternehmen ein und haben immer technische, operative und organisatorische Gesichtspunkte im Blick. Unser Ansatz setzt auf eine nahtlose Integration in die Arbeitsabläufe und Systeme unserer Kunden. Wir kommunizieren direkt über ihre internen Kollaborationstools und integrieren uns in ihre Prozesse – von „Coaching from the Sidelines“ zu „Playing in your Team“. Wir nennen das Legal Team-as-a-Service – LaaS. Darunter verstehen wir eine Subscription-basierte Partnerschaft, in der wir als ausgelagerte Legal Counsel auch in strukturellen Fragen wie dem Prozessmanagement oder der Umsetzung regulatorischer Anforderungen unterstützen, z.B. beim Aufbau einer KI-Organisation.

Damit gehen wir weit über die punktuelle Beratung klassischer Kanzleien hinaus. Ein Beispiel: Für die langsamen Deal-Zyklen eines SaaS-Unternehmens liefern wir maßgeschneiderte Vertragsvorlagen, unterstützen bei der Einführung von Approval Flows und entwickeln individuelle Sales-Playbooks für das Sales-Team.

LTV: Der Ansatz von LR29 ist stark technologiegetrieben. Was beinhaltet Ihr Angebot in dieser Hinsicht?

Wir setzen stark auf Legal Tech und arbeiten mit unseren Mandanten daran, Rechtsthemen durch Technologie effizienter zu gestalten. Das reicht von pragmatischen „DIY“-Ansätzen mit bestehenden Tools wie SharePoint oder Atlassian über die Identifikation von Use Cases für Legal KI bis hin zur Prozessdigitalisierung, z.B. durch automatisierte Intake-Prozesse über eine „Legal Front Door“. Auch bei Wissensmanagement, Dokumentenmanagement und agilen Methoden wie OKRs unterstützen wir. Ergänzend zu unserem Beratungsangebot entwickeln wir eigene Legal Tech Produkte.

LTV: Interessant. Was wären das denn für eigene Legal Tech Produkte?

Wir sind derzeit an mehreren spannenden Projekten an der Schnittstelle von Technologie und Recht beteiligt. So sondieren wir beispielsweise mit deutschen KI-Entwicklern die Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer Anwendung im Bereich Risikoklassifizierung nach der KI-Verordnung. Damit wollen wir Unternehmen unterstützen, regulatorische Anforderungen einfacher zu bewältigen und mögliche rechtliche Risiken frühzeitig einzuschätzen. Ein weiteres interessantes Projekt beschäftigt sich mit einem KI-gestützten virtuellen Richtlinien-Assistenten für Konzerne. Insgesamt sehen wir großes Potenzial für KI-basierte Lösungen im Rechtsbereich.

LTV: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft mit LR29? Und wie sehen Sie den Markt für Legal Tech und Legal KI sich allgemein in den kommenden Jahren verändern?

Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die die Zukunft bereithält! In den nächsten Jahren werden wir unser innovatives Legal-Team-as-a-Service-Modell konsequent weiterentwickeln und die Zusammenarbeit mit unseren Mandanten vertiefen. Mit dem Launch unserer eigenen Legal-Tech-Produkte möchten wir zudem neue Wege beschreiten. Der Markt für Legal Tech und KI wird weiter rasant wachsen. Immer mehr Unternehmen erkennen das enorme Potenzial, Rechtsthemen durch Technologie neu zu denken. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Experten, die an der Schnittstelle von Recht und Technologie die zunehmend komplexen regulatorischen Herausforderungen meistern. Genau hier sehen wir LR29 mit unserem innovativen Ansatz gut aufgestellt. Wir möchten diese spannende Reise gemeinsam mit unseren Mandanten fortsetzen.

LTV: Das klingt spannend. Wie sehen Sie denn die aktuelle Diskussion, dass KI den Beruf des Anwalts ersetzen könnte oder zumindest deutlich weniger Jurist:innen gebraucht werden könnten in absehbarer Zukunft?

Wir verfolgen die Entwicklung von KI im Rechtsbereich positiv und mit großem Interesse. Denn wir sind überzeugt, dass das Know-how und die strategische Erfahrung von Anwälten und Anwältinnen auch in Zukunft wichtig sein werden. Allerdings wird sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändern. Vor allem repetitive Aufgaben werden in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit durch KI kostengünstiger und schneller bei gleichbleibender Qualität erledigt werden können. Das wird Auswirkungen auf die Preisgestaltung von Rechtsdienstleistungen haben.

Außerdem gehen wir davon aus, dass KI die Positionierung von Rechtsabteilungen in Unternehmen stärken wird. Sie kann zum Beispiel dabei helfen, rechtliches Wissen im Unternehmen besser zugänglich zu machen und rechtliche Prozesse effizienter zu gestalten. Genau hier setzen wir mit unserem Beratungsangebot an. Es muss im Übrigen nicht immer gleich KI sein. Oft lässt sich bereits mit dem vorhandenen Technologie-Stack und anderen Bordmitteln viel erreichen. Insgesamt verschwimmen die Grenzen an der Schnittstelle zwischen Rechts- und Technologieberatung immer mehr, insbesondere im IT-Recht.

Besonders spannend finden wir auch die Entwicklung von spezialisierten LLMs (Large Language Models) für den Rechtsbereich. Hier gibt es erste interessante Kooperationen zwischen Anbietern solcher Modelle und Kanzleien oder Verlagen.

Insgesamt sehen wir KI als ein Werkzeug, das Anwältinnen und Anwälten in ihrer Arbeit unterstützt und neue Möglichkeiten eröffnet. Wir freuen uns jedenfalls die Zukunft der Rechtsberatung aktiv mitzugestalten!

LTV: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

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