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Lieferkette und Menschenrechte: Decken Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten ausreichend ab?

Seit dem 1. Januar 2023 ist das Lieferkettengesetz in Kraft und es hat heftige Diskussionen ausgelöst. Neue Gesetze bringen selbstverständlich Arbeit und Unsicherheit mit sich. Dennoch glaube ich, dass es ein sinnvolles Gesetz ist.

Auf den ersten Blick mag es nach zusätzlichem Aufwand aussehen, aber auf lange Sicht können Unternehmen davon profitieren. Darauf gehe ich später noch ein.

Das Lieferkettengesetz zielt auf sozial verantwortliche, nachhaltige Lieferketten ab. Ich denke, dass allein ist ein ein wichtiger Grund für das neue Gesetz. Um sicherzustellen, dass dieser wichtige Aspekt nicht verloren geht, bieten wir seit einem Jahr Schulungen zu diesem Thema an, damit möglichst viele Mitarbeitende in den Unternehmen verstehen, wie wichtig ein genauer Blick auf Lieferketten ist.

Die globale Wirtschaft kann zu Fehlverhalten in den Lieferketten führen, da sie komplex und undurchsichtig sind. Auch wenn Unternehmen guten Willens sind, fehlt oft die Transparenz, um die Supply Chain zu überwachen. Dies lässt Raum für Arbeitsbedingungen, die Unternehmen ablehnen würden, wenn sie davon wüssten. Leider ist die Liste schlechter Arbeitsbedingungen erschreckend lang, einschließlich Kinderarbeit, Arbeit mit gesundheitsgefährdenden Substanzen, moderner Sklaverei und Umweltzerstörung.

Wussten Sie, dass weltweit 160 Millionen Kinder arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen? Ich bin sicher, dass kein Unternehmen diese Praxis unterstützt. Aus diesem Grund lohnt es sich, die Compliance-Lücken in den Lieferketten zu schließen, sowohl aus ethisch-moralischen als auch aus marktwirtschaftlichen Gründen.

Transparente Lieferketten bieten Wettbewerbsvorteile. Je früher ein Unternehmen sich darum bemüht, Arbeits- und Produktionsbedingungen sowie den umweltfreundlichen Materialeinsatz transparenter zu gestalten, desto mehr sticht es im Vergleich.

Obwohl viele Unternehmen die Offenlegung ihrer Lieferketten als wichtig einstufen, glauben 55 % mit bis zu 1.000 Angestellten, dass sie bereits alle Sorgfaltspflichten erfüllen. Die Realität zeigt jedoch, dass nur 21 % ihre komplette Lieferkette kennen. Das zeigt unsere aktuelle Umfrage mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov.

Um ein besseres Verständnis für die Bedeutung von Lieferketten zu fördern, sollten Unternehmen in Mitarbeiterschulungen und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Supply Chain investieren. Auf diese Weise können sie nicht nur Menschenrechte und Umwelt schonen, sondern auch ihre eigene Marktposition stärken.

Autor: Philipp von Bülow ist Chief Executive Officer und Mitgesellschafter von lawpilots. Der Betriebswirt ist seit 2019 bei lawpilots tätig und leitet die strategische Positionierung des europäischen Marktführers für E-Learnings in rechtlich-regulatorischen Themen. Zuvor leistete von Bülow unter anderem mit der Gründung des Start-ups Jurato 2013 Pionierarbeit im Legal-Tech-Markt.

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