Fachartikel

Komplexitätsreduktion im Regulierungsbereich durch Einsatz von KI

Die Komplexität der Rechtswelt in der sich Kanzleien bewegen, hat in den letzten Jahren massiv zugenommen: zunehmende Komplexität in der Vertragsgestaltung, in Gerichtsverfahren aber auch in der Gesetzgebung selbst. Jeder der vorgenannten Bereiche endet im Rahmen der Be- und Verarbeitung zumeist in einer wahren „Dokumentenschlacht“. Anwaltskanzleien ringen daher in all diesen Bereichen um Effizienz. LegalTech soll dabei unterstützen.

Viele LegalTech Produkte beginnen jedoch erst mit der Vertragsgestaltung oder fokussieren sich auf die Prozessoptimierung und -automatisierung in Kanzleien. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die anwaltliche Tätigkeit bereits viel früher beginnt. Ehe der Anwalt ein Compliance-Problem für seinen Mandanten erkennen, entsprechende Risikominderungsmaßnahmen ergreifen, einen Vertrag oder eine Handlungsanweisung für Unternehmen gestalten kann, muss er zunächst die Reichweite der rechtlichen Lage analysiert haben. Dies hört sich einfach an, aber gerade in dieser Frühphase werden die Weichen für eine erfolgreiche Beratung und letztendlich Umsetzung im Unternehmen des Mandanten gelegt. In der Regel werden heute viele (Knowledgemanagement-)Anwälte und wissenschaftliche Mitarbeiter in Kanzleien beschäftigt, die ausschließlich Recherchearbeiten machen, Quellen auswerten, deren Aktualität prüfen, diese anschließend adäquat zusammenfassen und für den Mandanten aufbereiten und letztendlich dafür Sorge tragen, dass diese auch standortübergreifend in der Kanzlei kommuniziert werden.

Recherche und Aufarbeitung – Die unsichtbare Ineffizienz

Ein hochqualitatives Knowledgemanagement ist für Kanzleien ein essentieller Bestandteil. Diese Recherche ist zum einen zeit- und kostenaufwändig, zum anderen kann der Aufwand selten direkt in „billable hours“ weiterberechnet werden. Darüber hinaus ist es sehr nervenaufreibend, sich durch hunderte, zum Teil tausende Seiten neuer oder angepasster Regulierung und dazugehörigen Anlagen zu arbeiten und die relevanten Querverbindungen zu anderen Gesetzen nachzuvollziehen. Hier sind neue, innovative LegalTech Lösungen gefragt, die die Recherche und das damit verbundene Knowledge Management weiter erleichtern und noch effizienter gestalten können.

Smartphones halten Einzug in die täglichen Arbeitsprozesse von Anwälten

Hinzukommt, dass sich aktuell die Art und Weise Rechtstexte zu „konsumieren“ grundlegend verändert. Dies gilt für beide Seiten der Wertschöpfungskette: Das Smartphone und iPad sind essentieller Bestandteil des anwaltlichen Alltags geworden. Aber auch die veränderte Erwartungshaltung des Mandanten selbst ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Rechtliche Inhalte müssen schnell auffindbar, gut strukturiert, generell aber viel kürzer und verständlicher aufbereitet sein. Insofern decken sich die Bedürfnisse des Anwalts mit denen der Mandanten. Auch der Mandant möchte die Ergebnisse strukturiert und „prägnant auf den Punkt gebracht“ präsentiert bekommen. Hierzu gehört unbedingt ein innovatives und intuitives Legal Design, das der Anwalt nicht nur nutzt, weil dadurch der Inhalt für ihn selbst leichter verständlich ist und er dadurch eine Zeit- und Kosteneffizienz generiert, sondern auch weil er darauf basierend klar strukturierte Handlungsempfehlungen für den Mandanten ableiten kann.

AI ist im LegalTech Bereich das Tool der Zukunft

Wie aber wird nun diese Recherche- und Aufbereitung von Regulierung umgesetzt? Es gibt Software, die große Datenmengen verarbeiten und basierend auf Wortlauterkennung bestimmte Muster erkennen und hieraus wiederum bestimmte Informationen filtern kann. Dies ist zwar eine LegalTech Anwendung, jedoch keine künstliche Intelligenz. KI in diesem Zusammenhang käme erst dann zur Anwendung, wenn Regularien interpretiert werden würden und Algorithmen in der Lage sind, zu lernen und die Analyseergebnisse dabei kontinuierlich zu verbessern. KI kommt allerdings bei der Recherche und Aufbereitung bislang kaum zum Einsatz. Sollte hier eine marktgängige Lösung angeboten werden, die auch nur einen Teil der Regulierung abdeckt, wäre dies eine echter unmittelbarer Gewinn für viele Kanzleien und letztendlich auch deren Mandanten. Hier gibt es bisher allerdings (noch!) keine guten Lösungen.

Autorin: Dr. Susann Funke, CEO, Legal Officer LEX AI GmbH, Rechtsanwältin. LEX AI ist ein deutsches LegalTech-Startup (www.lexai.co) mit Sitz in Hamburg, das maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz kombiniert mit innovativem Legal Design einsetzt, um die Art und Weise, wie Juristen mit komplexen internationalen und nationalen Vorschriften und Gesetzen umgehen, radikal zu verbessern. Ziel von LEX AI ist es, die Kosten und den Aufwand für juristische Recherchen und Wissensaufbau um bis zu 75% zu reduzieren.

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