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Interview mit Ralph Vonderstein von Wolters Kluwer zum Anwaltszukunftskongress 2019

Am 10. und 11. Oktober 2019 fand zum vierten mal der Anwaltszukunftskongress von Soldan und Wolters Kluwer statt, dieses Jahr in Köln. Lesen Sie hier ein Interview mit Ralph Vonderstein, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Legal Software bei Wolters Kluwer Deutschland, und Mitgründer des Anwaltszukunftskongress.

LTV: Herr Vonderstein, der vierte Anwaltszukunftskongress von Soldan und Wolters Kluwer ist vorbei. Was waren Ihre nachhaltigsten Eindrücke?

Ralph Vonderstein: Auch einige Tage nach dem Anwaltszukunftskongress bleibt bei mir der Eindruck hängen, dass wir eine unglaublich positive Stimmung, fast schon eine Aufbruchstimmung erlebt haben. Ich habe in den Gesprächen mit Teilnehmern festgestellt, dass bei vielen jetzt das „Machen“ im Vordergrund steht. Und hierfür hat der diesjährige Anwaltszukunftskongress jede Menge Denkanstöße, vor allem aber auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten geliefert. Das hat dazu beigetragen, dass die Besucher mit einem sehr positiven Gefühl nach den zwei Tagen Anwaltszukunftskongress die Heimreise angetreten haben.

LTV: Gab es viele sehr zukunftsorientierte Beiträge oder war auch sehr viel von Besuchern im Anschluss direkt umsetzbar?

Ralph Vonderstein: Wir haben ganz bewusst den Kongress 2019 sehr praxisnah gestaltet und damit auch einen Nerv getroffen. 2016, bei der ersten Ausgabe, haben alle gestaunt, was irgendwann einmal technisch möglich sein könnte, wenn KI und Blockchain im Rechtsmarkt Einzug halten. Aber tatsächliche Lösungen für den Kanzleialltag gab es nur wenige. Was damals als Vision noch gut funktionierte, hat in den Folgejahren auch dazu geführt, dass das Interesse an derartigen Veranstaltungen, und hier steht der Anwaltszukunftskongress nur stellvertretend, etwas abnahm – eben weil teilweise der praktische Nutzen fehlte und die Unterstützung bei der eigenen Digitalisierung nicht wie erwartet ein Schwerpunkt war. Hier sind wir – und damit meine ich die gesamte Branche – heute sehr viel weiter. Referenten, Anbieter und Besucher sprechen dieselbe Sprache, und jeder konnte Ideen mitnehmen, die direkt umsetzbar sind. Am eindrücklichsten funktionierte das natürlich bei unseren vier parallelen Breakout-Sessions zu den Themen Kanzleimanagement, Rechtsabteilung und Legal Design sowie aktuelle Tools und Lösungen für Kanzleien und Rechtsabteilungen.

LTV: Ein außergewöhnlicher Vortrag der Veranstaltung beschäftigte sich mit „Legal Tech in Afrika“. Was wurde hier berichtet bzw. wie waren Ihre Eindrücke?

Ralph Vonderstein: Der Vortrag von Cord Brüggemann war tatsächlich einer der eindrücklichsten, wie mir viele der Teilnehmer bestätigten. Cord Brüggemann hat mit seinem lebhaften Vortrag gezeigt, was „Zugang zum Recht“ wirklich bedeutet, wenn Gesetze oder Urteile nur schwer erhältlich und zugänglich sind – und zwar auch für Anwälte und Gerichte. Aus dieser Not heraus ist in vielen afrikanischen Ländern eine lebendige Legal Tech Szene entstanden, von der auch wir in Europa uns sicher noch an vielen Stellen inspirieren lassen können.

LTV: Ein sehr praxisnaher Teil beschäftigte sich mit dem Thema „Zugang zum Recht“. Hierbei ging es um Themen wie Dieselskandal oder die Durchsetzung von Mieterrechten. Haben Sie Eindrücke gewonnen wie das Publikum auf diese Präsentationen reagierte, sehen doch viele Anwälte/innen diese Legal Tech Anbieter als direkte Konkurrenten?

Ralph Vonderstein: Unser Anspruch ist unter anderem ja auch, auf dem Anwaltszukunftskongress das breite Spektrum an Einsatzmöglichkeiten von Legal Tech abzubilden. Und wir stellen fest, dass alle Sichtweisen positiv von den Teilnehmern aufgenommen werden, weil das einfach den eigenen Horizont erweitert und dazu inspiriert, über eigene Herausforderungen und Chancen nachzudenken. Insofern haben auch die Konzepte für „Zugang zum Recht“ dazu beigetragen, eine intensive und gewinnbringende Diskussion zu unterstützen. Gleiches gilt übrigens auch für die drei verschiedenen Studien, die von Wolters Kluwer, dem Soldan Institut und der Bucerius Law School vorgestellt wurden.

LTV: Was wünschen Sie sich für den Anwaltszukunftskongress 2020?

Ralph Vonderstein: Aus Veranstaltersicht verspreche ich zunächst mal, dass wir unseren eigenen Anspruch, den Kongress sehr praxisnah zu gestalten, auch beim Anwaltszukunftskongress 2020 konsequent fortsetzen werden. Damit verbinde ich den Wunsch, dass der diesjährige Kongress wirklich einen Trend bestärkt – nämlich dass Legal Tech in der Praxis angekommen ist. Und dass wir 2020 feststellen, dass eine breite Mehrheit der Kanzleien die Digitalisierung für sich nutzen. Um sie dabei zu unterstützen, arbeiten wir praktisch schon heute wieder am Programm und an der Planung des Anwaltszukunftskongress 2020, der am 1./2. Oktober in Berlin stattfinden wird.

LTV: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg beim AZK 2020.

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