Interview mit Hackathon Teilnehmer Said Haider zu seinem Generator für Vereinssatzungen
Lesen Sie im Folgenden unser Interview mit Ass. iur. Said Haider, LL.M. (Kent), Praxisfellow der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) der Goethe Universität Frankfurt am Main. Herr Haider berichtet von seinen Erfahrungen als Teilnehmer des Berliner Legal Tech Hackathon 2019 und seinem spannenden Projekt dort.
LTV: Lieber Herr Haider, sie hatten am Berliner Legal Tech Hackathon 2019 teilgenommen mit einem eigenen Projekt, welches ihnen sehr am Herzen liegt. Können sie einmal kurz beschreiben, worum es sich dabei handelt?
Said Haider: Ich habe im sozialen Sektor gearbeitet und immer wieder dasselbe Problem beim gemeinnützigen Gründen festgestellt. Die Gründer/innen sind immer wieder überrascht, welche Hürde das Erstellen einer Vereinssatzung mit sich bringt und brauchen an dieser Stelle juristische Beratung. Diese Erfahrung vor Augen, war es meine Projektidee einen Generator zu entwickeln, der es Gründern/innen ermöglicht, eine Satzung für ihr Engagement zu erstellen, die ihren Anforderungen passt, ohne einen Juristen einschalten zu müssen.
LTV: Das klingt sehr interessant und praxisnah. Wie sind sie auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?
Said Haider: Ich habe in der Vergangenheit verschiedene Initiativen bei der Vereinsgründung begleitet und ihren Bedarf nach juristischer Beratung beim gemeinnützigen Gründen festgestellt. Zwar gibt es eine ganze Reihe an Mustersatzungen im Netz, die als grobe Orientierung verwendet werden können, doch das Anpassen dieser an die speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Initiative, ist Zeit und Kraft raubend. Diese Zeit und Kraft fehlt dann wieder an anderer Stelle, und zwar für das eigentliche Engagement. Seitdem ich verschiedene Vertragsgeneratoren gesehen habe, treibt mich der Gedanke um, die Hürden beim gemeinnützigen Gründen für Engagierte durch ein vergleichbares Tool zu senken.
LTV: Wie hat sich ihr Projekt innerhalb der zwei Hackathon-Tage verbessert? Sie kamen ja zum Legal Tech Hackathon nach Berlin lediglich mit der Grundidee …
Said Haider: Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie viel man doch innerhalb von zwei Tagen schaffen kann. In meinem Fall hatte ich das Glück, bereits erfahrene IT’ler/innen, und sogar einen Legal Engineer, im Team zu haben, die Erfahrungen im “Legal Project Management” hatten und wesentlich dazu beigetragen haben, die Anforderungen, die ich vorgegeben habe, in weniger als zwei Tagen in einen Prototypen umzusetzen. Ich war begeistert von dem interdisziplinären Teamwork!
LTV: Leider sind sie nicht unter den ersten drei Plätzen des Hackathons gelandet. Wie fanden sie denn die Ideen der Gewinner?
Said Haider: Die Vernetzung von verschiedenen Urteilen durch eine graphische Darstellung hat mich sehr überzeugt. Wir Juristen kennen alle das Problem bei einer Urteilssuche schnell mal den Überblick zu verlieren. Eine graphische Darstellung aller Urteile zu einer Suche erleichtert die Orientierung ungemein. Es hat mich sehr gefreut, dass dieses Projekt den ersten Platz gemacht hat!
LTV: Welche Erfahrungen haben sie bei dem Hackathon gesammelt? Würden sie nächstes Jahr wieder daran teilnehmen?
Said Haider: Ich glaube in der Art und Weise, wie auf dem Hackathon gearbeitet wird, liegt die Zukunft der juristischen Branche. Zu wissen, welche Prozessschritte man “digitalisieren” kann, wird einem für lästige Tätigkeiten Zeit sparen und wiederum Räume schaffen für das eigentliche juristische Arbeiten. Viele Juristen/innen würden die Angst vor der Digitalisierung verlieren, wenn sie an einem Hackathon teilnehmen würden. Ich hoffe daher, dass Hackathons in spätestens fünf Jahren zum Standard in der Juristenausbildung gehören.
LTV: Abschließend noch folgende Frage: Wie geht es nun mit ihrem Projekt weiter?
Said Haider: Mein Team hat mir bereits Angeboten auch nach dem Hackathon an dem Projekt weiterarbeiten zu wollen. Was uns verbindet war vor allem der Gedanke mit Legal Tech sozialen Impact zu bewirken. Und so wie es aussieht, gibt es bereits eine Stiftung die Interesse gezeigt hat das Projekt zu fördern. Ehrlich gesagt, ich kann es nicht erwarten den “Satzungsgenerator” für das gemeinnützige Gründen in die Welt zu setzen, um den vielen Engagierten ein Stück lästige Bürokratie abzunehmen. Abschließend möchte ich noch einmal meinem Team um Katharina Utecht, Jeremias König (beide IT’ler/innen bei RA-MICRO) und Oskar de Felice (Legal Engineer bei Flightright) danken!
LTV: Lieber Herr Haider, vielen Dank für das interessante Gespräch und das Teilen ihrer Erfahrungen. Weiterhin gutes Gelingen bei ihrem „Satzungsgenerator“-Projekt.
Mehr Informationen zum Berlin Legal Tech Hackathon finden Sie unter https://berlinlegal.tech/2019/