Fachartikel

Interview mit Bayerns Justizminister Georg Eisenreich zur Gründung des „Legal Tech Colab“

Eine der interessantesten Neuerungen im Bereich Legal Tech dieses Jahr war die Gründung des Legal Tech Colab in München. Wir trafen den Bayerischen Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich und befragten ihn zur gemeinsamen Gründung des Colab durch das Bayerische Justizministerium und UnternehmerTUM.

LTV: Herr Minister Eisenreich, auf Ihre Initiative gründete das Bayerische Justizministerium zusammen mit der UnternehmerTUM im September 2022 das „Legal Tech Colab“. Was war Ihr Antrieb für diese Gründung?

Mir war es wichtig, dass nicht nur über Legal Tech geredet wird, sondern dass Bayern bei der Entwicklung von neuen Technologien und der Förderung von Start-Ups vorne mit dabei ist. Wir wollen ein führender Legal Tech Hub werden. Das ist einer unserer Beiträge zur High Tech Agenda, der großen Technologie-Offensive des Freistaats Bayern. Wir wollen Gründerinnen und Gründer in die Lage versetzen, zukunftsfähige Geschäftsideen erfolgreich umzusetzen. Deshalb wollen wir aufstrebenden Start-Ups die bestmögliche Infrastruktur bieten.

LTV: Wie genau soll diese Infrastruktur aussehen?

Das „Legal Tech Colab“ unterstützt innovative Start-ups im Bereich Legal Tech in allen Stadien. Denn eine geniale Geschäftsidee allein reicht nicht aus. Der Weg bis zum markttauglichen Produkt ist oft lang und risikoreich. Häufig fehlt es am Geld, an der kaufmännischen Erfahrung oder an einem professionellen Umfeld. Wir wollen einen neuen Expertenpool schaffen und bei der Finanzierung unterstützen. Zudem profitieren die Teilnehmer des Programms von maßgeschneiderten Unterstützungsangeboten, darunter Zugriff auf eine Legal Tech Computing Plattform basierend auf Natural Language Processing (NLP), Datenspeicher, Stipendien in Höhe von monatlich 1.000 Euro, Arbeitsplätze im Gründungszentrum Munich Urban Colab und Zugang zu globalen Netzwerken aus Unternehmen und Investoren.

LTV: Warum haben Sie die UnternehmerTUM als Partner gewählt?

Ich freue mich sehr, dass wir die UnternehmerTUM für das Projekt gewinnen konnten. Sie ist Europas größtes Zentrum für Innovation und Gründung. Den Aufbau des „Legal Tech Colab“ begleiten die TUM Venture Labs, eine Initiative für marktfähige Anwendungen in der Spitzenforschung von TUM und UnternehmerTUM.

LTV: Welche Vorteile bietet der Standort München?

München ist für viele die heimliche Gründer-Metropole in Deutschland und bietet gerade für ein digitales Ökosystem den idealen Nährboden. Das „Legal Tech Colab“ wird eng mit den Hochschulen Bayerns vernetzt sein. Die bayerischen Hochschulen sind in der Rechtswissenschaft, aber auch in den Bereichen Informatik, Mathematik und Data Science hervorragend aufgestellt. Der Standort ermöglicht auch eine Verzahnung mit nationalen und internationalen Unternehmen sowie Kanzleien aus dem Digital Business und dem Legal-Tech-Umfeld.

LTV: Welche Expertise hat die Justiz im Bereich der Digitalisierung?

Ich beschäftige mich schon lange mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung – war vor meiner Zeit als Justizminister auch erster Digitalminister in Bayern. Das Thema Digitalisierung ist daher ein Schwerpunkt meiner politischen Agenda. Die bayerische Justiz will die Chancen der Digitalisierung nutzen und treibt die Digitaloffensive voran: elektronischer Rechtsverkehr, E-Akte, Videoverhandlungen und Legal-Tech-Projekte. Mit der Initiative Rechts- und Justizstandort Bayern sowie der Denkfabrik Legal Tech haben wir bereits jetzt ein starkes Netzwerk. Zahlreiche Juristen und IT-Experten aus Wirtschaft, Anwaltschaft, Notariat, Universitäten und Justiz haben sich dem Netzwerk seit 2018 angeschlossen. Auf diesem bauen wir jetzt das „Legal Tech Colab“ auf.

LTV: Vielen Dank für das interessante Interview.

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