Fachartikel

Digitalisierung oder Harmonisierung im Arzthaftungsrecht?

Das Arzhaftungsrecht gehört zu den kompliziertesten Gebieten im Zivilrecht. Nur etwa 100 Rechtsanwälte in Deutschland wagen es, um die Rechte von Patienten zu kämpfen. Zu bedenken gilt, dass es sich hierbei um eine Verbindung zwischen der Medizin und dem Recht handelt. Es ist daher nur verständlich, dass normale Menschen dabei oft kein Wort verstehen.

Lange Prozesse


Die Prozesse dauern viel zu lange und die Versicherungen zahlen nur ein Bruchteil der gewünschten Schmerzensgeldbeträge, auch wenn sie bereits in den Schmerzensgeldtabellen stehen. Grundsätzlich sind drei Parteien in einem Prozess involviert und Patienten sind im Normalfall der schwächste und am wenigsten informierte Teil des Prozesses. Seit Jahren wurde am System nichts verändert. Ein neues Patientengesetz aus dem Jahre 2013 hat diese Gesetzmäßigkeit ein wenig entschärft und dem Patienten erstmals deutlich gemacht, dass nicht er, sondern die Ärzte sich jetzt zu verteidigen haben. Dies heißt in diesem Fall eine umgekehrte Beweislast.

Trotzdem bleibt der Patient grundsätzlich im Ungewissen, was nun schlussendlich auf ihn zukommt. Die Unklarheit herrscht in allen Bereichen: Kosten, Zeit und ob er überhaupt seine Belange geltend machen kann. Es herrscht Bedarf hier etwas grundlegend zu verändern.

Potential zur Veränderung


Jedes System hat sich zu entwickeln und zu verbessern. Die Entwicklung geht immer weiter und auch für uns ist es selbstverständlich neueste Elektronik zu nutzen (z.B. steigen wir von einem iPhone auf ein neues Modell fast automatisch um und finden es auch selbstverständlich, dass Automobilhersteller jedes Jahr neue Autos präsentieren). In jedem System befindet sich Potential zur Veränderung und zu einer besseren Harmonie, dabei reicht es schon die Schwachstellen des Systems zu identifizieren und sie zu beheben.

Ein Risikobereich in diesem System sind Menschen. Anwälte können nicht innerhalb von wenigen Minuten eine vorläufige Expertise abgeben. Dies ist nur durch den Zugriff auf Datenbanksysteme von Gerichtsentscheidungen möglich. Dabei geht es um ganz harmonische Prozesse, um Anwälte von Routinearbeit zu entlasten und sie nur mit der wirklich wichtigen Aufgabe zu beschäftigen, schwierige Fälle gerichtlich lösen zu können.

Aktive Patientenrolle und Einbindung der Versicherungen


Die Patienten haben es verdient mehr Zugang zu Informationen zu bekommen und können in diesem System eine aktive Rolle einnehmen und sogar mitentscheiden, ob sie zu einem klassischen Anwalt gehen und auf einen Termin warten, oder eine Expertise bequemer und schneller auf einem Internet-Portal bekommen möchten. Die Versicherungen werden in diesem System oft als Feinde angesehen, die nicht zahlen wollen. Sie müssen zwingend besser mit eingebunden werden, wenn sie die Zeit ihrer Anwälte und die Kosten einsparen wollen.

Es ist wirklich an der Zeit komplexe Sachverhalte im Medizinrecht zugänglicher zu machen und dem Patienten intelligente Lösungen für seine komplizierten und schmerzhaften Fälle anzubieten. Fangen wir damit nun endlich an.

von Lina Rueth – Lawengineer

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