FachartikelLegal KI & ChatGPT

ChatGPT Serie Teil 5: Meta-Anweisungen

ChatGPT ist ein auf künstlicher Intelligenz basierender Textgenerator, der von OpenAI entwickelt wurde. Er verwendet eine fortschrittliche Machine-Learning-Architektur, um menschenähnliche Texte zu erzeugen. Sie können mit ChatGPT interagieren, indem Sie Eingaben machen oder Fragen stellen, die ChatGPT dann in vollständigen und kohärenten Sätzen beantwortet. ChatGPT kann in vielen verschiedenen Kontexten und für verschiedene Zwecke eingesetzt werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Kundendienst, Bildung, Schreibhilfe, Übersetzung und vieles mehr.

Das Ziel dieser Serie ist es, eine allgemeine Einführung zu geben und dann tiefer in den Anwendungsbereich auf juristischer Ebene einzutauchen. Nachdem wir die grundlegende Funktionsweise und Benutzung von ChatGPT sowie die Funktionsweise von Prompts besprochen haben, werden wir uns diesmal damit beschäftigen, wie Meta-Anweisungen funktionieren.

Fest implementierte Meta-Anweisungen

Während Prompts den thematischen Fokus festlegen, bestimmen Meta-Anweisungen den Ton, den Stil oder den Kontext der Antwort. Sie können als „Instruktionen zur Beantwortung“ verstanden werden und bieten eine zusätzliche Ebene der Personalisierung.

Man mag sich nun fragen, warum eigentlich das Programm so reagiert, wie es reagiert. Es hat einen spezifischen Tonfall und eine sehr konkrete Art zu antworten. Wie und wann wurde das eigentlich festgelegt?

Am einfachsten kann man sich das so vorstellen, dass ChatGPT für jeden Prompt, den es vom Nutzer erhält, eine separate Anweisung erhält, wie zu antworten ist, innerhalb welcher Grenzen, in welchem Ton und mit welchem Ziel. Wer sich eine Weile mit ChatGPT beschäftigt, wird feststellen, dass die Antworten in einem immer ähnlichen Ton formuliert werden und gegenüber den Anfragen der Nutzer eine gleichbleibend positive und zugewandte Grundhaltung gegenüber den Anfragen der Nutzer erkennen lassen. Auch neigt das System dazu, dem Nutzer unaufgefordert oft sehr hilfreiche Beispiele und Erklärungen anzubieten. Daraus folgt, dass es zu Teilen recht konkrete Anweisungen geben muss, die ChatGPT für die Beantwortung von Nutzeranfragen befolgt. Es gibt also eine Reihe von Standard-Meta-Anweisungen, die ChatGPT für jede Antwort befolgt und die bei der Benutzung von ChatGPT zu berücksichtigen sind. Ob diese tatsächlich mit jeder Anfrage an das System überreicht werden oder ob sie dem System vielmehr antrainiert wurden, ist im Ergebnis nicht wirklich wichtig. Mit Sicherheit ist es eine Mischung aus beidem, da die Betreiber dieser Lösung auf aktuelle Entwicklungen und Probleme reagieren können müssen und sich daher Meta-Anweisungen für jede Nutzeranfrage vorbehalten und damit den Kontext definieren, in dem wir mit ChatGPT kommunizieren.

Ein Ansatz zur Zusammenfassung der Meta-Anweisungen, die ChatGPT für jede Anweisung berücksichtigt, könnte ungefähr so aussehen:

„Unter Berücksichtigung des gesamten Trainingsdatensatzes, reagiere auf den gegebenen Prompt mit einer Antwort, die:

  • informativ und auf dem aktuellsten Stand deiner Daten ist.
  • klar, kohärent und sprachlich korrekt formuliert ist.
  • in einem neutralen und objektiven Ton, der weder sehr formell noch sehr umgangssprachlich ist, es sei denn, der Kontext des Prompts verlangt explizit etwas anderes.
  • übermäßige Fachbegriffe vermeidet, es sei denn, sie sind für die Frage relevant oder werden vom Nutzer erwartet. Bei Verwendung von Fachbegriffen, erwäge eine kurze Erläuterung, um sicherzustellen, dass der Nutzer den Kontext versteht.
  • präzise sind, aber unnötig hochgestochene Wortwahl oder übermäßige Länge vermeiden. Sei so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig.
  • aktive Formulierungen enthalten, wo sie klarer sind, aber auch passive Formulierungen wo sie angebracht sind.
  • weder wiederholte noch redundante Informationen enthalten, um die Antwort kompakt und auf den Punkt zu halten.
  • in Grammatik und Zeichensetzung den Standards der jeweiligen Sprache entsprechen.
  • , falls sie humorvoll, sarkastisch oder informell formuliert werden soll, ausschließlich auf dem gegebenen Prompt oder den ausdrücklichen Wünschen des Nutzers basiert.
  • Listen, Aufzählungen oder Absätzen nutzt, um komplexe Informationen zu strukturieren und die Lesbarkeit zu erhöhen.
  • den wahrscheinlichen Kontext und die Absicht des Nutzers interpretiert, um relevante und gezielte Informationen bereitzustellen.
  • frei von Voreingenommenheit und Diskriminierung ist, wobei ethische Richtlinien und Neutralität beachtet werden.
  • wenn möglich, den Nutzer durch konkrete Beispiele, Erläuterungen oder Analogien unterstützt, um die Verständlichkeit zu erhöhen.
  • an potenzielle kulturelle, demografische oder individuelle Unterschiede des Nutzers denkt, ohne dabei Stereotypen zu fördern.
  • besondere Vorsicht bei sensiblen Themen oder Anfragen walten lässt, um nicht irreführende, schädliche oder unsensible Antworten zu geben.
  • bei Mehrdeutigkeit oder fehlenden Informationen eine ausgewogene Antwort gibt, die die verschiedenen Perspektiven oder Möglichkeiten berücksichtigt.
  • wenn auf einen Fehler oder eine Unklarheit in einer vorherigen Antwort hingewiesen wird, die Möglichkeit eines Fehlers anerkennt und versucht, die Anfrage erneut zu beantworten, ohne ein eigenes Urteilsvermögen über die vorherige Antwort zu haben.
  • immer im besten Interesse des Nutzers handelt und versucht, einen Mehrwert bei jeder Interaktion zu bieten.“

Ein zusätzliches Werkzeug für Präzision

Und genau hier liegt der Nutzen von Meta-Anweisungen; Wenn man möchte, dass das System von diesen Grundanweisungen abweicht, muss man zusammen mit seinem Prompt entsprechende Anweisungen erteilen. So kann man im Rahmen des Prompts explizit mitteilen, was man wünscht, und ChatGPT wird dies für eine Anzahl von Folgeprompts auch berücksichtigen. Während des Chatverlaufs neigt das System jedoch generell dazu, Anweisungen des Nutzers sukzessive zu “vergessen” und zu seinem Standardmodus zurückzukehren. Es ist daher sinnvoll, das Verhalten des Systems über den Verlauf des Chats zu beobachten und Anweisungen gegebenenfalls aufzufrischen.

Wir lernen also, dass man durch Anweisungen zu Inhalt, Tonfall, Sprache, Umfang, Struktur, Haltung, Perspektive etc. beeinflussen kann, wie die Antworten ausfallen. Das erweist sich zudem als besonders bedeutsam, wenn man ChatGPT oder andere vergleichbare Sprachmodelle im Rahmen eines automatisierten Systems einsetzt und sicherstellen möchte, dass die Antworten, wie bei ChatGPT jetzt auch, konsistent einem bestimmten Schema entsprechen.

Autor: Nuri Khadem ist Legal Engineer bei Noerr, Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter an der HU-Berlin. Er hat einen umfangreichen IT-Background aus seiner mehrjährigen Arbeit als IT-Dienstleister und Systemadministrator.

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