Fachartikel

2022 ACC-Benchmarking-Umfrage zu Rechtsangelegenheiten – Die 5 wichtigsten Erkenntnisse

Wie in jedem Jahr hat die Association of Corporate Counsel nun wieder in Zusammenarbeit mit Major, Lindsey & Africa die nunmehr dritte Ausgabe der jährlichen ACC-Benchmarking-Umfrage zu Rechtsangelegenheiten veröffentlicht. Diese deckte zahlreiche interessante Trends und Erkenntnisse in der Rechtsarbeit von mehr als 400 Rechtsabteilungen auf, besonders im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen.

Die jährliche Erhebung erfasst dabei:

  • Die Muster bei den Ausgaben der Rechtsabteilungen
  • Wie die Abteilungen in den verschiedenen Stellenarten besetzt sind
  • Die verschiedenen Geschäftsbereiche, die von Rechtsabteilungen beaufsichtigt werden und die Art und Weise, wie die verschiedenen juristischen Arbeitskategorien verwaltet werden
  • Wie die Rechtsabteilungen bei ihren Bemühungen um Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (Diversity, Equity, and Inclusion – DEI) vorankommen

Um es gleich vorwegzunehmen – in vielen Bereichen ist ein starker Anstieg erkennbar. Dabei stehen fünf Punkte aber besonders hervor.

1. Die Ausgaben für interne Dienstleistungen machen inzwischen den größten Teil der gesamten Rechtsausgaben aus

Wie viel innerhalb eines Unternehmens für Rechtsangelegenheiten ausgegeben wird (Personalvergütung und Betriebskosten) und wie viel außerhalb (an Anwaltskanzleien und andere Dienstleister), ist eine gängige Kennzahl, die von Rechtsabteilungen verwendet wird, um ihre Gesamtressourcenverteilung zu bewerten. Unter den, an der Umfrage beteiligten, Unternehmen, lag der durchschnittliche Anteil der internen Ausgaben an den gesamten Rechtskosten bei 54 Prozent. Dies markiert einen Höhepunkt des Prozentsatzes, der seit Beginn der Datenerhebung durch ACC beobachtet wurde.

Diese Zahl kann zum Teil auf eine beträchtliche Anzahl kleinerer Unternehmen (mit einem Umsatz von weniger als 1 Milliarde US-Dollar) in der Stichprobe zurückgeführt werden. Diese tätigen in der Regel mehr interne Ausgaben als größere Unternehmen.

Dieses Ergebnis bedeutet jedoch nicht, dass die Unternehmen in dem gleichen Zeitraum weniger Geld für externe Anwälte ausgegeben haben – tatsächlich wurde ein höherer Anteil der Rechtsausgaben von Unternehmen intern getätigt, was bedeutet das sich Ausgaben insgesamt erhöht haben. Die juristische Arbeit hat in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt zugenommen, was auf die Auswirkungen von COVID-19, eine Welle von Fusionen und Übernahmen, die Great Resignation, im Deutschen auch als Große Kündigungswelle bekannt und andere sozioökonomische Faktoren zurückzuführen ist.

2. Sorgfaltspflicht (Due Diligence) sowie Arbeits- und Beschäftigungsrecht weisen die größten internen Verschiebungen auf

Innerhalb der Umfrage wurden Rechtsabteilungen zudem gebeten anzugeben, wie 17 Arbeitskategorien verwaltet werden: intern, durch externe Anwälte, durch alternative Rechtsdienstleister (ALSP) oder durch eine Kombination aus allen dreien.

Im Vergleich zu der Umfrage des vorherigen Jahres haben Sorgfaltspflicht sowie Arbeits- und Beschäftigungsrecht die größten prozentualen Verschiebungen in Richtung interner Verwaltung verzeichnet, mit jeweils einem Anstieg um sechs Prozentpunkte. 82 Prozent der Abteilungen gaben hierbei an, dass ein Teil ihrer Sorgfaltspflichtsarbeit intern abgewickelt wird, verglichen mit 76 Prozent im letzten Jahr und 88 Prozent gaben an, dass ein Teil ihrer Arbeit im Arbeits- und Beschäftigungsrecht intern abgewickelt wird, verglichen mit 82 Prozent im letzten Jahr.

3. CLOs sind für immer mehr Geschäftsbereiche zuständig

Im Durchschnitt übernehmen CLOs im Laufe der Zeit mehr und mehr Verantwortungen in verschiedenen Geschäftsbereichen. Insbesondere die Aufgaben in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) haben in den letzten Jahren stark zugenommen. 2021 waren 15 Prozent der CLOs in diesem Bereich tätig, 2022 sind es bereits 24 Prozent.

Unter den Top 10 Funktionen, die am häufigsten von Rechtsabteilungen beaufsichtigt werden, sind weiterhin Compliance, Datenschutzrecht, Ethik und Risiko. Zusätzlich scheint auch die Aufsicht über ESG zuzunehmen, denn 33 Prozent der Rechtsabteilungen geben mittlerweile an, dass ESG entweder bereits ein Teil der Aufgaben der Rechtsabteilung ausmacht oder dieser zumindest unterstellt ist. Ein neuer Bereich, der ebenfalls stark zugenommen hat, sind die Zuständigkeiten für Cybersicherheit und öffentliche Angelegenheiten.

4. Die Rechtsabteilung treibt die Effizienz voran

Eine weitere gängige Leistungskennzahl für das Benchmarking sind die Gesamtausgaben für Rechtsangelegenheiten in Relation zum Umsatz eines Unternehmens. Dies ist ein standardisiertes Maß für die Gesamtkosten einer Rechtsabteilung für das Unternehmen.

Insgesamt gaben Unternehmen, die keine Rechtsabteilung haben, prozentual zum Umsatz mehr für ihre Rechtsangelegenheiten aus (0,569 Prozent im Vergleich zu 0,539 Prozent). Bei einem Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar entspricht dies dem Unterschied zwischen 5,69 Millionen und 5,39 Millionen US-Dollar oder 300.000 US-Dollar. In den meisten Unternehmen bedeutet dies, dass sich der Rechtsberater zumindest selbst bezahlt macht.

5. Trotz einiger Fortschritte hinken insbesondere die internen Diversitätskennzahlen nach wie vor hinterher

Nur 21 Prozent der Rechtsabteilungen führen Kennzahlen über die Diversität ihrer externen Anwälte – ein Anstieg von zuvor nur 18 Prozent im Jahr 2021. Zu den am häufigsten bewerteten Kennzahlen gehören die Diversität unter den Anwälten, sowie unter den Partnern und anderen Führungspositionen in einer Kanzlei, die die Abteilung beschäftigt, sowie die Diversität in den Teams, einschließlich aller Teamleiter.

Der Prozentsatz der Abteilungen, die in den meisten dieser Bereiche Metriken führen, hat sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht und zeigt Fortschritte. Die Umfrage zeigt in diesem Bereich aber auch, dass sich der Prozentsatz der Abteilungen, die die interne Zusammensetzung des juristischen Personals der eigenen Abteilung messen, nicht verändert hat: Unverändert tun dies nur 29 Prozent der Abteilungen sowohl 2021 als auch 2022. Dies zeigt einen klaren Verbesserungspunkt auf.

Die ACC-Benchmarking-Umfrage zu Rechtsangelegenheiten soll Unternehmen dabei helfen, die entscheidenden nächsten Schritte zur Verbesserung ihrer derzeitigen Arbeitsabläufe sowohl im Hinblick auf die Effizienz, Diversitätsziele als auch auf die wirksame Verwaltung ihrer Rechtskosten zu unternehmen. Der breite Umfang der in der Umfrage enthaltenen Daten ermöglicht in dieser Hinsicht die Anwendung der Umfrage auf eine Vielzahl von Unternehmensgrößen und internen Strukturen.

Autor: Blake Garcia, Leitender Direktor für Business Intelligence bei der Association of Corporate Counsel. Blake Garcia ist verantwortlich für die Verwaltung und das Wachstum der Forschungsabteilung und der Geschäftsanalysefunktion der ACC. In den letzten Jahren hat er die Forschungskapazitäten der ACC von einer kleinen Mitgliederbefragungseinheit zu einer vielseitigen und umfassenden Datendrehscheibe für die interne Gemeinschaft ausgebaut und zahlreiche hochwirksame internationale Umfrageprojekte geleitet, sowie. und datengestützte Ressourcen, Produkte und Dienstleistungen entwickelt, die Unternehmensjuristen und Rechtsexperten dabei helfen, fundiertere Geschäftsentscheidungen zu treffen.

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