Legal Tech Nachrichten

Rapper wehrt sich gegen Ex-Anwalt, der vor Gericht eine KI zu seinem Nachteil verwendet haben soll

Im April diesen Jahres wurde der bekannte Rapper Pras Michel der Gruppe The Fugees vor einem US-Bundesgericht für schuldig befunden, eine illegale internationale Verschwörung inszeniert zu haben, bei der er Millionen von US-Dollar von Jho Low, einem malaysischen Finanzier, der politischen Einfluss in den Vereinigten Staaten nehmen wollte, angenommen hatte. Michel wurde daraufhin in 10 Anklagepunkten, u.a. Geldwäsche und Zeugenbeeinflussung, verurteilt. Ihm drohen nun bis zu 20 Jahre Haft.

In einem Antrag auf ein neues Verfahren in dieser Woche erklärte Michels neues Anwaltsteam, dass die Anwälte, die ihn während des Prozesses vor dem US-Bezirksgericht in Washington verteidigten, durchweg mangelhaft gewesen seien. Daher würden sie ein neues Verfahren beantragen. Begründet würde dies u.a. damit, dass der ehemalige Hauptverteidiger des verurteilten Fugees-Hip-Hop-Stars, Rechtsanwalt David E. Kenner, sich bei der Abfassung seines Schlussplädoyers in Michels viel beachtetem Strafprozess im vergangenen Frühjahr unzulässigerweise auf ein experimentelles generatives KI-Programm namens EyeLevel.AI gestützt habe.

Die Anwälte von Herrn Michel schrieben weiter, dass Herr Kenner und ein weiterer Anwalt, Alon Israely, „ein nicht offengelegtes finanzielles Interesse“ an der Software EyeLevel.AI gehabt zu haben scheinen. In dem Antrag wird eine Pressemitteilung von EyeLevel zitiert, in der ein Partnerunternehmen, CaseFile Connect, erwähnt wird, auf dessen Webseite dieselbe Adresse in Los Angeles angegeben ist, wie die der Anwaltskanzlei von Herrn Kenner.

Michels neuer Anwalt von der Kanzlei ArentFox Schiff sagte, dass das von Michels vorherigem Anwalt David Kenner erstellte Schlussplädoyer ein durchschlagender Flop war: „Kenners Schlussplädoyer enthielt unseriöse Argumente, verstand die erforderlichen Elemente falsch, vermischte die Schemata und ignorierte kritische Schwächen im Fall der Regierung“, so laut Schriftsatz. Durch die Verwendung eines experimentellen KI-Programms zur Erstellung seines Schlussplädoyers habe Kenner „den wichtigsten Teil“ von Michels Geschworenenprozess vermasselt.

Neil Katz, der Gründer und Chief Operating Officer von EyeLevel.AI sagte am Donnerstag, es sei „kategorisch unwahr“, dass die Prozessanwälte ein geheimes finanzielles Interesse an dem Unternehmen gehabt hätten. Er fügte hinzu, dass weder CaseFile Connect noch die Anwälte der Kanzlei von Herrn Kenner eine finanzielle Beteiligung an seinem Unternehmen hatten. Bezüglich der Rolle, die die Software seines Unternehmens in dem Fall spielte, sagte Katz, dass sie den Anwälten lediglich die Möglichkeit gab, auf der Grundlage von Prozessabschriften Recherchen und Analysen in Echtzeit durchzuführen.

Erica Dumas, Michels Pressesprecherin, teilte in einer kurzen Erklärung mit, dass sein neues Anwaltsteam Bereiche des Falles identifiziert habe, „in denen der Gerechtigkeit möglicherweise nicht richtig gedient wurde“. Abzuwarten ist nun, ob dem Antrag stattgegeben wird.

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