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Interview mit Thomas Martin, dem Geschäftsführer und Gründer des Chatbots LawDroid

Thomas Martin ist Gründer und Geschäftsführer des juristischen KI-Unternehmens LawDroid aus Kanada. LawDroid bietet verschiedene Chatbot-Services für Anwälte/innen und Kanzleien, wie z.B. einen ReceptionBot, einen ParalegalBot und ein sprachbasiertes System, LawDroid Voice genannt. Im Interview mit dem Legal Tech Verzeichnis spricht Martin über seine Kunden, weitere Entwicklungen und die Zukunft von Legal Chatbots.

LTV: Lieber Herr Martin, was genau macht eigentlich LawDroid?

Thomas Martin: LawDroid ist ein juristisches KI-Unternehmen, das sich der Unterstützung von Anwälten/innen bei der Automatisierung ihrer Rechtspraxis widmet. Wir konzentrieren uns in erster Linie auf die Verwendung von Chatbots zur Automatisierung von Aufgaben und Gesprächen. Wir helfen Anwälten/innen, mehr Zeit für hochwertige Arbeit und weniger Zeit für weniger rentable, administrative Arbeit aufzuwenden.

LTV: Wie sind Sie auf die Idee gekommen LawDroid zu gründen?

Thomas Martin: Ich wurde von der Arbeit von Joshua Browder, einem Wunderkind in Großbritannien, inspiriert, der einen Chatbot entwickelte, der Menschen beim Kampf gegen Parktickets unterstützt. Ich erkannte, dass die Fähigkeit Gespräche, Dokumentenerstellung und Beratung zu automatisieren, die Rechtsbranche revolutionieren würde. Ich beschloss, LawDroid vor etwa drei Jahren als eigene Firma zu gründen und wir haben uns vor zwei Jahren in Kanada niedergelassen. LawDroid wird nun auch in Großbritannien für unsere europäischen Aktivitäten eingeführt.

LTV: Was kann LawDroid tun?

Thomas Martin: LawDroid hat sein Angebot auf drei verschiedene Produkte erweitert, die Anwälten/innen und Kanzleien helfen, produktiver zu sein.

Der ReceptionBot hilft Anwälten/innen, anonyme Website-Besucher in Leads zu verwandeln. Live-Chat-Angebote mit menschlichem Personal, wie z.B. Ngage oder Apex Chat, führen einen Shakedown für persönliche Daten durch. Wenn ein Benutzer den Live-Chat aktiviert, fragt der menschliche Mitarbeiter sofort nach dem Namen, der Telefonnummer und der E-Mail-Adresse des Benutzers. Diese Benutzererfahrung ist abschreckend. Der ReceptionBot hingegen ist bestrebt, potenzielle Neukunden über die Dienstleistungen, Tätigkeitsbereiche, Preise, Antworten auf häufig gestellte Fragen und die Integration in den Kalender des Anwalts zu informieren. Er arbeitet rund um die Uhr, um neue Kunden zu gewinnen. Wir haben kürzlich die Möglichkeit eingeführt, Gespräch vom Chatbot an einen menschlichen Agenten weiterzugeben, wenn der Kunde es wünscht. Ein Demo kann man hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=zvqe23vXI9s

Wir haben auch einen fortschrittlicheren ParalegalBot, der Anwälten/innen hilft, die Kundengewinnung und die Zusammenstellung von juristischen Dokumenten durchzuführen.

Schließlich ist LawDroid Voice ein professioneller Sprachassistent für Anwälten/innen. Er funktioniert ähnlich wie Alexa oder Siri, hat aber die Fähigkeit, Anwälten/innen zu unterstützen. LawDroid Voice kann Diktate aufnehmen, Termine festlegen, Aufgaben zuweisen und Rechnungszeiten festsetzen. Derzeit wird er mit der practice management Software von Clio synchronisiert. Wir freuen uns sehr, die mobile Version auf den Markt zu bringen, mit der man LawDroid Voice auch unterwegs nutzen kann. Ein Demo ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=oZJ0tyw3Mw4

LTV: Sehr interessant. Läuft LawDroid generell auf verschiedenen Plattformen, wie z.B. Facebook Messenger, WhatsApp und Webchat?

Thomas Martin: LawDroid Chatbots laufen hauptsächlich im Web und mobile, sind aber auch auf verschiedenen Plattformen wie Facebook Messenger, WhatsApp, Skype und Slack verfügbar.

LTV: Wer sind Ihre Kunden? Wer verwendet LawDroid bereits?

Thomas Martin: Unsere Kunden sind Anwälte/innen und Anwaltskanzleien. Wir haben Kunden in den Vereinigten Staaten, Kanada, Mexiko, Irland und Großbritannien. Tatsächlich sind wir gerade dabei, unser Profil in ganz Europa zu schärfen und führen eine Tour durch mehrere Städte, darunter Paris, Berlin, Prag, Wien, Budapest und Athen. Ich poste auf Social Media, um mit lokalen Legal Tech-Enthusiasten und potenziellen Kunden in Kontakt zu treten und das Interesse zu wecken. Darüber hinaus arbeiten wir mit Unternehmenskunden, wie Rechtshilfeorganisationen und der ARAG Rechtsschutzversicherung zusammen, einem legal plan provider in den USA mit mehr als 1 Million Mitgliedern.

LTV: Wie viele Kunden haben Sie bzw. wie viele Benutzer nutzen LawDroid?

Thomas Martin: Obwohl ich keine Kommentare zu bestimmten Zahlen abgeben kann, kann ich sagen, dass wir sehr erfolgreich waren uns zu verbreiten und Juristen/innen über die Vorteile von Chatbots aufzuklären. Es ist drei Jahre her und wir wachsen immer noch, also ist das ein gutes Zeichen.

LTV: Wie ist Ihr Preismodell? Was muss jemand bezahlen, der LawDroid nutzen will?

Thomas Martin: Der ReceptionBot beginnt bei 250 USD pro Monat für den Basisplan, der bis zu 500 Gespräche pro Monat erlaubt. Dieser Plan funktioniert für die meisten Anwaltskanzleien. Es ist ein Managed Service, d.h. wir erstellen einen benutzerdefinierten Chatbot für jede Kanzlei und verwalten Änderungen auf dem Weg dorthin. Wir analysieren, wie Menschen den Chatbot nutzen und optimieren ihn im Laufe der Zeit. LawDroid Voice kostet 25 USD pro Benutzer und Monat, obwohl er sich vorerst noch in der kostenlosen Beta-Version befindet. Der kostenpflichtige Plan soll ab Oktober 2019 eingeführt werden.

LTV: Ist es schwierig, Anwälte/innen für einen Chatbot zu gewinnen? Diese Berufsgruppe ist in der Regel nicht sehr technikaffin.

Thomas Martin: Das ist wahr. Aufgrund unserer Bemühungen, Anwälte/innen durch Konferenzen und Aufklärungskampagnen zu erreichen, erhielten wir jedoch ein stetiges Interesse. Wir konzentrieren uns auf Anwälte/innen, die Early Adopters sind und Technologie als hilfreich empfinden. Doch die Zeiten ändern sich langsam und wir erleben immer mehr Anwälte/innen, die aufgeschlossen sind. Aber es gibt offensichtlich viele, die Technik und vor allem Chatbots als Bedrohung betrachten. Ich versuche nicht, deren Meinung zu ändern.

LTV: Wie sieht die Zukunft von LawDroid aus? Sind weitere Entwicklungen geplant?

Thomas Martin: Die Zukunft sieht gut aus. LawDroid wird die bestehende Benutzerbasis weiter pflegen und erweitern und den Betrieb seiner Kernprodukte verbessern. Natural language processing, machine learning und künstliche Intelligenz werden von Jahr zu Jahr besser, und wir sind in der Lage, diese Fortschritte zu berücksichtigen. Mein Ziel ist es, LawDroid-Kunden überall dort zu haben, wo es Anwälte/innen gibt. Wir haben ein neues Datenanalysetool, das wir derzeit mit einigen wichtigen Partnern entwickeln. Ich kann aktuell öffentlich noch nichts konkretes dazu sagen, aber ich denke, es wird ein game changer werden.

LTV: Vielen Dank Herr Martin für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

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