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ChatGPT Prompts für Anwältinnen und Anwälte: Alles Wissenswerte zum juristischen Prompting

Viele Anwältinnen und Anwälte nutzen mittlerweile ChatGPT oder haben es zumindest schon einmal ausprobiert. Daraus ergibt sich die Frage, wie man ChatGPT sinnvoll für den juristischen Kanzleialltag nutzen kann. Dazu muss man wissen, welche Möglichkeiten ChatGPT bietet, wo die Grenzen von ChatGPT sind und welche Befehle, sogenannte Prompts, am besten funktionieren. Folgender Artikel soll darüber Aufschluss geben.

Möglichkeiten von ChatGPT für Anwält:innen

Zunächst einmal ist es ganz wichtig zu erwähnen, dass ChatGPT (das gleiche gilt für Microsoft Bing, Google Bard oder andere KI Chatbots) keine Sicherheit auf richtige Ergebnisse verspricht. Im Gegenteil, oft halluzinieren die Chatbots sogar und gaukeln richtige Antworten oder Quellen vor. Daher sind diese Systeme auch keine Alternative zu juristischen Suchmaschinen wie Beck-Online, Juris oder Wolters Kluwer Online. Egal welche Ergebnisse der eingesetzte Chatbot also liefert, Sie müssen es am Ende immer nochmals kontrollieren!

Wofür kann man dann aber ChatGPT & Co. juristisch sinnvoll einsetzen? Da ChatGPT keine Suchmaschine ist, sondern ein Sprachtool, genau für diese Zwecke. Sie können sich also z.B. Urteile zusammenfassen lassen, Sachverhalte vereinfachen lassen oder sprachlich im Stil verändern, Vertragsklauseln erstellen lassen und Antworten für Emails bzw. Schreiben für Mandanten oder Gegenschreiben eines Anwalts erzeugen lassen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, solange sie sich direkt auf Sprache beziehen. Wenn Sie Chatbots wie Microsoft Bing verwenden, oder PlugIns wie AskYourPDF (siehe unten), sind die Möglichkeiten nochmals stark erweitert, da hier auch Quellen live aus dem Internet genutzt werden können. Bei ChatGPT ist dies nicht der Fall, da ChatGPT nicht direkt auf das Internet zugreift, sondern nur Daten bis September 2021 erfasst hat (Ausnahme: Sie verweisen in ChatGPT direkt auf eine bestehende Webseite bzw. deren Inhalt.).

Tipps zur Erstellung von ChatGPT Prompts für Anwälte und Anwältinnen

Wie kann man aber nun sinnvolle Prompts zur Verwendung für den juristischen Arbeitsalltag schreiben? Folgende Tipps sollen Ihnen dabei helfen:

  • Spezifisch sein – Ein guter Prompt enthält immer folgende Angaben: a) Inhalt/Kontext, b) Art des gewünschten Ergebnisses, c) Informationen zu Länge, Format und Stil.
  • Geben Sie ChatGPT eine Rolle. Schreiben Sie z.B. am Anfang des Prompts: „Nimm die Rolle eines Rechtsanwalts ein“ oder „Nimm die Rolle eines Richters ein“.
  • Verweisen Sie auf Urteile oder andere Fundstücke im Internet mit einer URL oder kopieren Sie einen Text im Prompt an und verweisen auf diesen (Anmerkung: Manche Chatbots haben nur limitierte Eingabelängen von Zeichen). Wichtig: Trennen Sie immer klar zwischen Anweisung und Inhalt, z.B. in dem Sie den Inhalt am Ende nach einer Anweisung mit Doppelpunkt anhängen („Fasse folgendes Urteil zusammen: [Text des Urteils]“). Ausserdem ist es hilfreich den angehängten, zu bearbeitenden Text am Beginn und Ende durch drei „Anführungsstriche oben“ abzusetzen. Dies wird auch von open.ai empfohlen.
  • Begrenzen Sie die gewünschte Ausgabe durch Zeichenlänge oder Wörterzahl („Schreibe die Antwort in einer Länge von 3000 Zeichen“).
  • Lassen Sie ChatGPT die Ausgabe gliedern bzw. strukturieren („Gliedere deine Ausgabe nach dem Schema A, B, C usw. mit Untergliederungen I, II, III usw.“). Sie können auch Bulletpoints oder numerische Aufzählungen anfordern.
  • Geben Sie ChatGPT einen Sprachstil vor. Schreiben Sie z.B. „Formuliere deine Antwort für juristische Laien in einer einfachen und leicht zu verstehenden Sprache“ oder „Verwende einen gehobenen Sprachstil für juristische Experten“.

Beispiele für konkrete ChatGPT Prompts für Anwälte und Anwältinnen

Urteile zusammenfassen: „Fasse das Urteil BGH 17.03.2023, Az. V ZR 140/22 zusammen. Die Zusammenfassung soll 2000 Zeichen haben.“ Erweiterung: „Suche mir passende Urteile zum genannten Urteil heraus“. Erweiterung 2: „Suche mir rechtswissenschaftliche Literatur heraus, die mit dem Urteil in Verbindung steht / das Urteil bestätigt / das Urteil kritisiert.“

E-Mail an Mandanten nach Urteil: „Nimm die Rolle eines Rechtsanwalts ein und entwirf ein Schreiben an einen Mandanten. Formuliere das Schreiben für juristische Laien in einer freundlichen und höflichen Schreibweise. Erläutere den Inhalt des folgenden Urteils für den Mandanten, der in dem Urteil obsiegt hat (oder: unterlegen war) in einer leicht verständlichen Sprache: [Kopie des Urteil-Textes]“

Vertragsklauseln bearbeiten: „Nimm die Rolle eines Rechtsanwalts ein. Überprüfe folgende Vertragsklausel und formuliere sie klarer und für juristische Laien verständlicher: [Kopie der Klausel]“

Beispiel für eine verständlichere Juristen-Sprache:
ChatGPT verständlichere Sprache

Sinnvolle PlugIns für ChatGPT für Juristen

Zur Unterstützung der juristischen Arbeit mit ChatGPT gibt es drei PlugIns, die sich als besonders wertvoll herausgestellt haben. Das erste ist Prompt Perfect. Dieses unterstützt den User bei der Erstellung von Prompts.

Das zweite ChatGPT PlugIn ist AskYourPDF. Mit diesem ist es möglich ganze PDFs, die einfach als Link eingegeben werden, durch das Sprachmodell analysieren zu lassen und dann ChatGPT Fragen zum Inhalt des PDF stellen zu können. Dies ist vor allem bei sehr langen PDFs eine hilfreiche Erweiterung.

Das dritte ChatGPT PlugIn ist Show Me. Eine Anleitung zur Installation findet sich unter dem angegebenen Link. Mit Show Me kann man sich Diagramme direkt aus dem Chat heraus erstellen lassen, um eventuelle Positionen von Meinungen oder Rechtsbeziehungen zu visualisieren.

Fazit

Falls Sie es bisher noch nicht getan haben: Probieren Sie ChatGPT aus. Es bietet viele Möglichkeiten, muss aber immer kontrolliert werden. Ansonsten kann es Ihnen passieren, dass Ihnen falsche juristische Ergebnisse große Probleme bereiten, wie einem Anwalt in New York in diesem Fall. Weiterhin sind natürlich alle datenschutzrechtlichen Belange, das Anwaltsgeheimnis und Urheberrechte zu beachten. Verwenden Sie also alle Eingaben ausschließlich anonymisiert.

Autor: Patrick Prior ist Jurist, Legal Tech Berater und Herausgeber des Legal Tech Verzeichnis. Als Autor und Speaker berichtet er seit 2017 über Legal Chatbots und KI im Legal Bereich.

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