Fachartikel

Authentic BlockChain – Immutabilität per Knopfdruck

Ein Einblick in den Werkzeugkasten des Online-Services für garantierte Fälschungssicherheit juristisch sensibler digitaler Dokumente per öffentlicher Blockchain.

Jede Firmengründung hat ihre Vorgeschichte. So ist es auch bei Authentic BlockChain, kurz ABC. Von dieser hier nur das Nötigste: Ende 2015 gründete der Toulouser Informatik-Diplom-Ingenieur und Seriengründer Thierry Arnaly das Legaltech-Startup Foxnot. Diese Firma hatte im Kontext der Digitalisierung der Kanzleien der Notare die Beziehung des Notars oder der Notarin zu den Mandanten im Visier. Nach einem erfolgreichen Start und einer guten Progressionskurve wurde das Startup im Rahmen einer Kapitalerweiterung 2019 von der Caisse des Dépôts – in etwa dem französischen Pendant der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau – übernommen.

Damit war die kreativste und herausforderndste Phase dieses Startups zu Ende und der Gründer begann sich Gedanken über die nächste Herausforderung zu machen, auch wenn er noch andere Unternehmen führt. Im Rahmen seiner Aktivitäten der Vorjahre hatte Thierry Barbara David kennen gelernt, eine sehr aktive und technologieaffine Pariser Notarin, die ABC betreffend allerdings gerne etwas im Hintergrund bleibt. Zusammen gründeten sie Ende 2020, kurz vor Beginn der Episode „Corona-Epidemie“, das neue Startup, das sich um die Cybersicherheit der digitalen Dokumente der Rechtsberufe kümmern sollte.

Dazu versammelten sie zwanzig Fachkräfte des Rechts als Anteilseigner in einer Gründer-Runde: Versteigerer, Familienforscher, Gerichtsvollzieher, Rechtsanwälte und Notare. Das ist kein unbedeutendes Detail, denn es sollte ein interprofessioneller und internationaler Service für alle Fachkräfte des Rechts gegründet werden. Somit waren die Berufe der Zielgruppe in der Runde der Gründer, also die Spezifikationen für das Startup wurden von Beginn an von den anvisierten Nutzern definiert.

Nun muss man bemerken, dass die Juristen in den französischen Kanzleien im internationalen Vergleich eher an der Spitze stehen, was den Digitalisierungsgrad und die Technologieaffinität betrifft, selbst wenn es auch hier noch viel Luft nach oben gibt.

Vom Nutzen der Blockchain

Wie man es bei Infineon nachlesen kann, wurde die Urform der Blockchain 1991 von Stuart Haber und Scott Stornetta entwickelt. Sie kamen als Erste auf die Idee, Dokumente in Datenblöcken mithilfe von Hash-Werten und Zeitstempeln zu verschlüsseln und aneinander zu ketten. 2009 wurde die Bitcoin-Blockchain entwickelt, und 2015 ging mit Ethereum die zweite Blockchain in Betrieb. Ab 2016 wurde die Blockchain-Technologie und deren mögliche Anwendungen in diversen Berufen diskutiert. Neben den Fintech-Möglichkeiten wurde dabei besonders die ursprüngliche Möglichkeit, nämlich Dokumente mittels eines Algorithmus in einer sogenannten Prüfsumme (Hash) zu verschlüsseln und diese dann mit Zeitstempeln versehen in Datenblöcken aneinander zu ketten ins Auge gefasst. Genau diese Technologie wurde nun Ende 2020 auch von den Gründern von Authentic BlockChain gewählt um juristisch relevante digitale Dokumente unter Wahrung der Vertraulichkeit fälschungssicher zu machen.

In der Gründerrunde herrschte Einigkeit darüber, dass der einzurichtende Service folgende Eigenschaften haben würde: Er sollte einfach, schnell und preiswert sein. Dazu natürlich zuverlässig, interprofessionell, international und möglichst ergonomisch und ästhetisch. Außerdem sollte der Service die Rolle der Juristen als vertrauenswürdige Dritte stärken. Nachdem die Anforderungen der Profis an den Service klar definiert waren, machte sich Thierry Arnaly daran, die Spezifikationen in Informatik-Dimensionen zu definieren und die einzelnen Bausteine von verschiedenen Dienstleistern, Partnern von ABC, umsetzen zu lassen.

Die Partner von ABC

Ein Partnerunternehmen kümmerte und kümmert sich um die Entwicklung der Software des Dienstes. Ein anderes, sehr spezialisiertes Unternehmen kümmert sich um die Erstellung der Prüfsumme der zu sichernden Dateien und schreibt diese samt Zeitstempel in die Blockchain ein, was als Verankerung bezeichnet wird. Ein drittes Subunternehmen kümmert sich um die Fakturierung. Weitere Firmen kümmern sich um E-Mailing, Design, SEO u.ä. Punktuell werden Consulting-Unternehmen eingeschaltet, etwa für Kunden-Akquise, Strategie-Beratungen oder für audiovisuelle Elemente, wie Videos. Insgesamt arbeiten so punktuell oder ständig um die fünfzig bis siebzig Personen für ABC.

Authentic BlockChain hat aber auch selbst einen Informatik-Dienst und eigene, besonders gesicherte Server. Diese dienen für die sensiblen Daten der Firma, das sind die die Kunden betreffenden Informationen.

Die interne Struktur von ABC

Bei ABC selbst sind aktuell fünf Personen fest angestellt, dazu kommen Praktikanten. Der Gründer-Präsident, ein Informatik-Direktor, die Product-Ownerin, die sich als CMO/CCO/CSO auch um die französischsprachigen Länder kümmert, eine CMO/CCO/CSO für die italienischsprachigen Regionen, und ein CMO/CCO/CSO für die DACH-Region. Diese fünf Personen sind teils auch Aktionäre, alle aber über Aktienoptionen mit am Firmenvermögen beteiligt, wobei der Firmengründer und die -gründerin den Hauptanteil am Firmenvermögen halten.

Alle fest angestellten Personen arbeiten mit größtmöglichem Engagement an den sehr vielfältigen und fordernden Notwendigkeiten und Aufgaben. Generell sind das zehn bis zwölf Stunden pro Tag, meist sechs Tage die Woche. Jeder arbeitet autonom und in Eigenverantwortung, aber auch mit gegenseitiger Hilfeleistung und unter ständiger Koordination.

Es wird fast völlig im Homeoffice gearbeitet, lediglich einen Vormittag in der Woche treffen sich die „Festen“ mit den Praktikanten zusammen in einem Co-Working-Space. Zusätzlich dazu gibt es jeden Morgen – außer dem besagten gemeinsamen Vormittag – eine etwa dreißig-minütige Online-Konferenz in der gleichen Besetzung. Punktuell gibt es andere Kontakte untereinander, Online oder per Telefon, je nach Bedarf. Schließlich gibt es jede Woche ein etwa einstündiges individuelles Gespräch zwischen dem Boss und den diversen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Zudem gibt es einen täglichen intensiven Austausch zwischen dem Gründer-Präsidenten und dem Informatik-Direktor und zwischen diesen beiden und den Verantwortlichen der Subunternehmen, was punktuell auch die anderen Festen betrifft, besonders natürlich die Product Ownerin.

Außerdem verfügen alle in diesem Kontext Aktiven über mehrere Kommunikationskanäle und -gruppen hier und da, nicht nur über die sozialen Netzwerke, auch über spezifische Anwendungen, wie zum Beispiel dem Projekt-Management.

Etwa ein- bis zweimal im Monat wird eine neue, verbesserte und/oder erneuerte Version der ABC-Software geliefert. Dazu wird diese dann von den Festangestellten getestet bevor sie freigegeben wird.

Die drei CMO/CCO/CSO, also die Verantwortlichen für Kommunikation, Marketing und Vertrieb der verschiedenen Sprachzonen, koordinieren sich untereinander. Alles, was mit den Kompetenzbereichen zu tun hat, wird von diesen selbst erledigt, wobei sie von den Praktikanten unterstützt werden können.

Der Online-Service von ABC

Das erste Produkt, das auf den Markt kam, war das Verankern digitaler Dokumente. Dieser Service ist für den französischsprachigen Markt seit Ende 2021 zugänglich. Die Entwicklung der gesamten Informatik-Dienstleistung hat also ein Jahr gedauert. Ab Anfang 2022 wurden dann die Versionen in Italienisch und Deutsch ausgearbeitet. Seit Mai 2022 funktionieren alle drei Versionen. Bis Ende 2022 sollen Versionen in Englisch, Spanisch und Portugiesisch hinzukommen. Um sich um die damit verbundenen Märkte kümmern zu können, werden zwei weitere CCMSO’s eingestellt werden. 2023 sollten dann weitere Märkte mit Sprachen der Europäischen Union erschlossen werden. 2024 wird das Angebot auf Afrika erweitert. Im Jahr 2024 sollen auch die ersten Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

In einer afrikanischen Region gibt es bereits Kunden: auf der Insel Réunion. Auch in Nordamerika benutzen erste Kunden ABC, nämlich im französischsprachigen Quebec. In der Schweiz, in Belgien, Deutschland und Italien ist ABC ebenso bereits aktiv. Aber im Moment ist das wichtigste Land für ABC noch Frankreich.

Dies liegt nicht nur daran, dass Frankreich in Bezug auf Blockchain-Anwendungen und die Digitalisierung der Kanzleien gegenüber anderen Ländern einen gewissen Vorsprung hat, sondern auch daran, dass es in Gallien einen für Juristen zentralen und äußerst klaren Use-case gibt, der so in anderen Ländern nicht existiert. In Frankreich werden nämlich die Bankdaten („RIB“) zwischen den Juristen und den Mandanten meist ungeschützt per E-mail übermittelt. Dort werden kriminelle Hacker aktiv, so, dass die ankommenden RIB‘s gefälscht sein können.

Jede Woche gehen so seit über einem Jahr allein den Notaren – für die es genaue Daten gibt – 2 Millionen Euro verloren. Deshalb hat ABC eine neue spezifische Funktion entwickelt, die solche Abzocke unmöglich macht. Für eine ausreichende Skalierung ist gesorgt.

Für die Zukunft gibt es weitere Produkt-Pläne. Dazu gehören Smart Contracts, Digitale Tresore und eine KI-Anwendung, die es den Kunden ermöglichen wird, zwei vorgeblich identische Dokumente einzugeben und dann zu sehen, ob diese wirklich identisch sind, oder ob es Unterschiede gibt, und wenn ja, worin diese exakt bestehen. Dies alles zu entwickeln dürfte bis Ende 2023 dauern.

Die Nutzung des Online-Dienstes

Möchte man diesen Online-Dienst nutzen, muss man zunächst ein Gratiskonto eröffnen. Dazu muss man sich ausweisen. ABC prüft die Angaben zur Person und genehmigt eine Kontoeröffnung für die Fachkräfte des Rechts und der Wirtschaft – wie etwa Bankangestellte – jedoch nicht für Privatpersonen. Ein Kunde kann den Service seinen Mitarbeitern öffnen – bis zu drei Mitarbeiter können einem Konto hinzugefügt werden.

Wenn ein Dokument „verankert“ wurde, kann dies mit einem Wasserzeichen versehen werden. Außerdem erhält der Kunde ein internationales Konformitäts-Zertifikat. Auf der Homepage gibt es oben rechts einen Prüfknopf (ABC-Check). Wird ein vorgeblich gesichertes Original auf diesen Knopf gezogen (Drag & Drop), erscheint eine Meldung, die aussagt, ob es sich tatsächlich um ein Original handelt oder nicht. Diese Prüfung geht sehr schnell, ist gratis, und auch Nicht-Kunden zugänglich. Auch ein gesicherter Dokumenten-Austausch von ABC-Kunden und ihren Mandanten ist möglich.

Soweit die Kurzvorstellung des Legaltech-Startups Authentic BlockChain. Wie Sie sehen: Alles gar nicht so einfach, doch das Ergebnis für Sie als Nutzer ist so simpel, wie es möglich ist, getreu unserem Motto: So einfach wie das ABC.

Autor: Alban Azaïs, Vorstand Kommunikation & Marketing bei Authentic BlockChain. Geboren und aufgewachsen in Hamburg. Emeritierter Professor für Kommunikationswissenschaften der ISAE-SUPAERO, der französischen Elite-Ingenieurhochschule für Luft- und Raumfahrt in Toulouse.

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