Fachartikel

Warum Legal Tech tot ist… — Unsere Gründungsgeschichte

Die Gründung von Legal Software basiert auf einer insgesamt knapp vierjährigen Tätigkeit in der Rechtsbranche und Legal Tech. Wir haben in dieser Zeit sicherlich einige positive, aber auch viele negative Eindrücke zu dem Thema gewonnen. Im Ergebnis fehlt uns aktuell eine nüchterne, objektive Diskussion zu Legal Tech und zur Entwicklung der Branche in den letzten Jahren. Aus diesen Gründen möchten wir Ihnen hier unsere Gründungsgeschichte so konkret wie möglich aufzeigen.

Tom Schamberger und ich, Max Pschiebel, kennen uns ursprünglich bereits aus Schulzeiten. Näher kennengelernt haben wir uns aber erst Ende 2017 während unserer Studienzeit in München. Kurz zuvor, im Sommer 2017, hatte ich zum ersten Mal den Begriff “Legal Tech” gehört.

Stand von Legal Tech 2017

Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Legal-Tech-Branche stark geprägt von jahrelang bekannten, bewährten Dokumentenverwaltungs- und Buchhaltungstools. Bei Vorträgen und Veranstaltungen wurden nahezu immer ausschließlich dieselben abstrakten Fragen gestellt:

  • Was ist Legal Tech?
  • Müssen Juristen von morgen programmieren können?
  • Ab wann ist Legal Tech aktive Rechtsberatung?

Einige der bekannteren Unternehmen wie rfrnz, Lawlift und 42DBS kamen gerade erst auf den Markt, andere wiederum, wie Bryter oder Codefy, waren noch nicht gegründet. Allmählich versammelte sich eine zweite Riege von Legal-Tech-Unternehmen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die oben genannten Fragen zu beantworten.

Erste konkretere Pläne

Ich habe zu der Zeit in zwei Kanzleien in München im Insolvenz- und Gesellschaftsrecht gearbeitet und Tom regelmäßig von meinen Erfahrungen berichtet. Allmählich haben wir auch konkreter über potenzielle gemeinsame Projekte gesprochen. Unser Ziel war es, Anwälte bei der Digitalisierung ihrer Kanzlei zu unterstützen und eine gewisse Basis an Tools empfehlen zu können, mit denen Kanzleien arbeiten konnten.

Im November 2018 zeigte mir Tom dann bei einem Abendessen auf seinem Smartphone eine Webseite, die er erstellt hatte. Sie trug die URL www.zukunft-verstehen.com. Diese Webseite sollte den Grundstein legen für unsere erste Firmengründung.

Das erste gemeinsame Projekt
 – Zukunft Verstehen

Tom erzählte mir bei diesem Abendessen, dass er mit mir gemeinsam Seminare für Juristen unter der Firma „Zukunft Verstehen“ anbieten wolle. In diesen Seminaren würden wir die Möglichkeiten heutiger Technik, aktuelle Legal-Tech-Lösungen und weitere IT-Lösungen für die Digitalisierung von Anwaltskanzleien aufzeigen.

Nach einiger Recherche haben uns aber schlicht Lösungen gefehlt, die wir Juristen empfehlen konnten.

Bei klassischer Kanzleisoftware wie RA Micro haben uns neben den Verwaltungs- und Buchhaltungsfunktionen schlicht Innovationen gefehlt, Vertragsgeneratoren wie Smartlaw richteten sich vielmehr an Mandanten als an Berufsträger, Dokumenteditoren wie Smashdocs boten keine zusätzlichen Features im Vergleich zur marktbeherrschenden Konkurrenz von Microsoft, und KI-basierte Lösungen wie rfrnz hatten noch keine marktreifen Lösungen präsentiert.

Allmählich begann bei uns ein Umdenken: Wir waren immer mehr davon überzeugt, von der passiven Beratungsseite auf die aktive Entwicklerseite wechseln und eigene Lösungen anbieten zu müssen.

Die Entwicklung eigener Software
 – Die „Klauseldatenbank“

Im Spätherbst 2019 erzählte uns ein befreundeter Anwalt bei einer Veranstaltung, er bräuchte für seine juristische Arbeit eine Art „Google für Anwälte“: Eine Lösung, bei der seine gesamte Arbeit in einzelne Textbausteine aufgeschlüsselt wäre und er bei einem ähnlichen Mandat nach passenden Inhalten suchen könnte.

Wir waren von der Idee sehr überzeugt und schon beim nächsten Treffen haben wir mit dem Brainstorming für dieses „Google für Anwälte“ begonnen. Die Idee für unser erstes, selbst entwickeltes Produkt war geboren: Die Klauseldatenbank.

Use Case und technische Meilensteine
 – Konkrete Ausarbeitung der Klauseldatenbank

Wir haben die Klauseldatenbank als SaaS-Datenbank zum Erstellen, Suchen und Teilen von Vertragsklauseln und weiteren Textbausteinen konzipiert. Unser Ziel war es, dass Juristen einmal erledigte Mandatsarbeit bei inhaltlichen Überschneidungen wiederverwenden können.

Gespräche mit Start-Up-Förderprogrammen

Während der Entwicklung der Datenbank haben wir uns zudem bei einschlägigen Start-Up-Förderprogrammen beworben, um einerseits vom gemeinsamen Austausch und Mentoring zu profitieren und andererseits auch um uns eine finanzielle Förderung für unser Projekt sichern zu können. Unser Ziel war es, ein Budget für Marketing- und Personalausgaben zu bilden und damit die Klauseldatenbank schneller entwickeln und bekannt machen zu können.

Im Ergebnis haben wir allerdings oft dieselben Bedenken gehört: Wir konnten nicht exakt beziffern, wie viel Kapital wir für welchen konkreten Posten (Marketing, Personal etc.) benötigten, unsere Gesellschaftsform (UG & Co. KG) war für die Aufnahme von Fremdkapital suboptimal und unsere Zukunftsaussichten aufgrund der noch nicht finalisierten Entwicklung zu unsicher für eine Risikokapitalförderung.

Aus diesen Gründen haben wir nach einiger Zeit unseren Plan geändert und sind darauf umgestiegen, die Klauseldatenbank ohne weiteres Fremdkapital zu entwickeln und zu launchen.

Unser Schritt in die Öffentlichkeit
 – Der Launch der Klauseldatenbank

Ende April 2021 war es dann soweit: Wir hatten schließlich die erste Version der Klauseldatenbank fertig entwickelt. Wir haben die Webseite unter der URL “klauseldatenbank.com” live geschaltet und den Launch zur LinkedIn-”Primetime” gegen 12:30 Uhr gepostet. Kurz darauf konnten wir die ersten Registrierungen und Benutzungen verzeichnen.

Dieser Launch sollte der Anstoß zu einer sehr lehrreichen Zeit sein, die in den kommenden Monaten folgte.

Feedback-Schleifen und weitere Entwicklung

In dieser Zeit haben wir die Klauseldatenbank stetig weiterentwickelt und dabei auch mit unserem Geschäftsmodell experimentiert. War die Klauseldatenbank anfangs noch ausschließlich für den privaten Gebrauch einzelner Anwälte gedacht, hatten wir uns einige Wochen nach dem Launch zum Ziel gesetzt, einen öffentlichen Bereich zu implementieren. In diesem sollten Juristen deutschlandweit miteinander kollabieren und somit parallelen Wissensaustausch betreiben können.

Dazu wollten wir auch in die Forschung expandieren und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Doktoranden für unser Projekt begeistern.

Nach einiger Zeit fiel uns allerdings auf, dass sich Anwälte weniger dafür begeistern ließen, Inhalte mit Kollegen zu teilen, als vielmehr Inhalte für potenzielle Mandanten zu publizieren. Wir sahen einen Weg, wie wir die Mandantenakquise aktiv beeinflussen konnten: Heute findet Akquise hauptsächlich über Weiterempfehlungen von Bekannten und Kollegen statt. Wie könnte man aber vorgehen, wenn der Empfehlende den im Einzelfall bestmöglichen Experten gar nicht kennt? Wie könnte ein Anwalt aktiv Mandantenakquise betreiben, indem er so konkret wie möglich darüber berichtet, in welchen Fällen er bereits beraten hat und welches Rechtsgebiet sein Steckenpferd ist?

Das waren von nun an die hauptsächlichen Fragen, die uns im Arbeitsalltag beschäftigt haben.

Die Gründung von Legal Software

Und so saßen wir vor gut einem Monat erneut beim Notar und haben unsere zweite Firma gegründet: Legal Software. Legal Software transformiert Arbeitsprozesse und Gedankengänge von Juristen und reformiert die Interaktion zwischen Rechtsberater und Mandant.

Bei uns ist Digitalisierung nicht mit einer Dokumentenablage und der Benutzung der gängigen Office-Programme abgeschlossen. Neueste Technologien sind der Schlüssel, um Mandantenakquise, Kanzleiorganisation und Mandatsbearbeitung nachhaltig effektiver und effizienter zu gestalten. Unsere Lösungen werden dazu beitragen, die Branche in eine agilere, innovativere und erfolgreichere Zukunft zu führen.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Legal-Tech-Branche mit unserer rechtlichen wie technischen Expertise wiederzubeleben. Mit dem Anspruch an uns selbst, von uns sagen zu können: Wir bieten Ihnen die beste Legal Software.

Autor: Maximilian Pschiebel, Diplom-Jurist und Geschäftsführer bei Legal Software. Sein persönliches Ziel ist es, die Rechtsbranche vollumfänglich zu verstehen. Bei Legal Software möchten man mit digitalen Produkten und SaaS-Lösungen den Rechtsmarkt grundlegend transformieren. Insbesondere wird dabei Nachholbedarf beim Markenaufbau von Anwältinnen und Anwälten, ihrer Abgrenzung von der “Konkurrenz” und der allgemeinen Kanzleiorganisation gesehen.

- WERBUNG -