AI:ssociate – ein juristischer KI-Assistent mit Fokus auf juristische Methoden
AI:ssociate ist ein KI-Assistent für Juristen, der rechtliche Aufgaben anhand österreichischer Gesetze und höchstgerichtlicher Rechtsprechung löst. Der Assistent kann Tätigkeiten von Rechtsanwaltsanwärtern übernehmen. Er recherchiert, kann rechtliche Standpunkte anhand der Judikatur der Höchstgerichte argumentieren und widerlegen, Memos sowie Schriftsätze erstellen und dies alles in mehreren Sprachen. Nutzer können auch ihre eigenen Inhalte von AI:ssociate verarbeiten lassen und mit dem Wissen des Assistenten verknüpfen.
Hinter AI:ssociate steht die Wiener Wirtschaftskanzlei GSV Rechtsanwälte GmbH, die den Assistenten gemeinsam mit Machine Learning Engineers ins Leben gerufen hat und fortlaufend weiterentwickelt. Die Alpha-Version ist unter https://aissociate.at kostenfrei verfügbar. Die leistungsstärkere Beta-Version erscheint diesen Herbst.
Der Innovationskern von AI:ssociate ist die von der Wirtschaftskanzlei aufbereitete sowie laufend aktualisierte Wissensdatenbank mit bislang etwa zwei Millionen Seiten gemeinfreier Rechtstexte und die eigens entwickelte mehrstufige Extrahierungsstrategie, um die für die Beantwortung relevanten Gesetze und Judikate in die (jeweils besten verfügbaren) Sprachmodelle einzuspeisen. Die Wissensdatenbanken werden anhand der Fragen der Nutzer semantisch durchsucht. Antworten des Sprachmodells werden auf den herausdestillierten Kontext des österreichischen Rechts begrenzt. „Halluzinationen“, wie man sie von den Basis-Sprachmodellen kennt, sind durch diesen Ansatz weitgehend ausgeschlossen.
Der österreichische Open Government Data-Ansatz in Verbindung mit dem hohen Niveau der höchstgerichtlichen Entscheidungen erlauben es AI:ssociate, auch ohne juristische Literatur qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern. Die Erfahrung hat sogar gezeigt, dass zu viel Literatur das Sprachmodell „verwirren“ kann, weil den Ergebnissen juristischer Herleitungen dort der apodiktische Charakter fehlt.
Eine der Herausforderungen, die sich bei der Entwicklung von AI:ssociate herauskristallisiert hat, ist die richtige Anwendung juristischer Interpretationsmethoden. Wie auch für den menschlichen Juristen ist die richtige Gesetzesauslegung für KI-Assistenten viel schwieriger als die bloße Heranziehung gleich gelagerter Rechtstexte, wo das Rechtsproblem bereits aufbereitet wurde. Beim jüngsten Update von AI:ssociate wurde daher ein besonderes Augenmerk auf die Vermittlung methodologischer Grundlagen des Rechts gelegt.
Durch die präzisen Quellenangaben nach jeder juristischen Aussage lässt sich das Ergebnis von AI:ssociate sehr schnell überprüfen. Der Assistent hat eine hohe Trefferquote, die laufend evaluiert und verbessert wird. Ganz fehlerfrei ist er – dem Charakter generativer künstlicher Intelligenz entsprechend – jedoch nicht. Wie auch bei einem juristischen Berufsanwärter, wird dieser Anspruch aber gar nicht erhoben.
Autor: Dr. Philipp Merzo ist Rechtsanwalt und Partner bei GSV Rechtsanwälte im Bereich Litigation sowie CEO und Mitgründer der AI:ssociate FlexCo mit starkem Bezug zur juristischen Methodenlehre und zu Machine Learning.