Legal Tech Tipps für das Jura-Studium

Im Folgenden haben wir Legal Tech Tipps für das Jura-Studium von verschiedenen bekannten Persönlichkeiten aus der Legal Tech Szene gesammelt. Wir haben dazu die Frage gestellt, wie sich Studenten/innen der Rechtswissenschaft am besten mit Legal Tech beschäftigen können.

In Zukunft wird es wenig Legal ohne Tech geben. Trotzdem sind Digitalthemen aktuell noch kein Mainstream, sondern man muss sich aktiv dafür interessieren. An den meisten Unis gibt es immerhin schon einzelne Veranstaltungen dazu. Darüber hinaus empfehle ich ein Praktikum bei einem Legal-Tech-Dienstleister. Wer sich dafür entscheidet, wird es sicher nicht bereuen!
 
Privatdozent Dr. Martin Fries, LMU München

LegalTech führt im Moment zu einer kompletten Neuaufstellung des Rechtsdienstleistungsmarktes. Legal Tech ist ja schließlich nicht nur „Technik“, sondern damit verbinden sich ganz neue Geschäftsmodelle, oft losgelöst von den Fesseln des angestammten anwaltlichen Berufsrechts. Das eröffnet ungeahnte Chancen für neue Anbieter. Andererseits gilt: Wer versucht, diese Entwicklung zu ignorieren – wie leider große Teile der Anwaltschaft und ihrer Organisationen -, wird vom Markt verschwinden. Am besten kann man Legal Tech bei meiner Vorlesung „Anwaltliches Berufsrecht“ an der Humboldt-Universität zu Berlin in jedem Wintersemester lernen. Diese Vorlesung bietet weit mehr als akademische Theorien.
 
RA Prof. Dr. Volker Römermann, Vorstand der Römermann Rechtsanwälte AG, Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin

Ich empfehle allen Jura-Studenten/innen zu diesem Thema den Artikel How to Start with Legal Technology der Bucerius zu lesen.
 
Markus Hartung, Legal Tech Experte, Managing Partner Chevalier

Legal Tech wird den juristischen Beruf immens verändern und darauf sollten sich Studenten/innen der Rechtswissenschaft schon während ihres Studiums einstellen. Ich empfehle neben einschlägigen Legal Tech Büchern, auch Legal Hackathons zu besuchen, die immer wieder mal angeboten werden. Ausserdem sollte Kontakt zu studentischen Legal Tech Initiativen aufgenommen werden. Programmierkenntnisse zu erwerben schadet nicht, ist aber mMn nicht zwingend notwendig, da Legal Tech Software in den nächsten Jahren immer mehr No-Code Software wird. Nur wenn man selber eine Legal Tech Software entwickeln möchte, wäre dies nötig. Für den in den kommenden Jahren wachsenden Beruf des Legal Engineers ist es dagegen schon wichtig, zumindest zu verstehen, wie Software entwickelt wird. Viele Legal Tech Firmen und Legal Tech Kanzleien suchen auch immer häufiger Studenten/innen für Nebentätigkeiten. Auch diese Erfahrung kann sehr spannend sein.
 
Patrick Prior, Jurist, Entwickler und Legal Tech Berater bei Advotisement

Legal Tech wird die Berufspraxis als Jurist – egal ob in der Justiz, in Kanzleien oder Unternehmen – nachhaltig verändern. Deshalb ist es eine sehr gute Idee, sich schon früh mit dem Thema zu beschäftigen. Wer einen besonderen Einblick erleben möchte, geht am besten auf einen Legal Tech Hackathon. Dort kann man dann Legal Tech live miterleben und -gestalten, wenn es darum geht, dass Teams aus Juristen und Entwicklern gemeinsam an einer echten Legal Tech Idee arbeiten!
 
RA Tianyu Yuan, Gründer der Legal Tech Startups LEX superior GmbH und Codefy GmbH

Man muss weder bereits erfolgreich entwickeln können oder sich für ein zweites Studium einschreiben. Die einzige Voraussetzung, um sich ein stabiles Grundwissen im Bereich Legal Tech bilden zu können ist meiner Meinung Interesse und das richtige Mindset. Manche Themen, z.B. Blockchain und die technische Hintergründe künstlich intelligenter Systeme, erfordern Durchhaltevermögen und dass man es wirklich verstehen möchte. Zum Glück gibt es jedoch bereits zahlreiche (kostenfreie) Angebote im Netz, die Anfänger abholen und eine gute Grundlage für weitere Recherchen bieten. Solange man sich stets die Frage nach dem „Warum?“ stellt und sich von Werbesprüchen, unsaubere Formulierungen etc.nicht verwirren lässt, steht einem Selbsstudium nichts mehr im Wege. Entgegen jeglicher Annahmen muss man hierfür auch keine 20 Stunden/Woche an Zeit investieren, je nach Stand des Studiums hat man hierfür die Zeit ohnehin nicht. Viel wichtiger ist es, dass man positiv an das Thema herangeht, immer wieder etwas dazu liest und sich am besten mit anderen austauscht. Klar, wer sein eigenes Blockchain-System aufsetzen möchte, die/der braucht ein wenig länger.
Doch am Ende gilt: Legal Tech ist keine Raketenwissenschaft. Wer also das Erlaubnistatbestandsirrtum, das forderungsentkleidete Hypothek und ähnliche Sonderkonstellationen merken kann, sollte mit ein bisschen Blockchain auch keine großen Probleme haben.
 
Daniella Domokos, Bloggerin & freie Journalistin allaboutlegaltech.de

Erstens: Immer offen bleiben für neue Themen. In einer sich ständig rasant weiterentwickelnden Welt ist es unverzichtbar, gedanklich „beweglich“ zu sein und nicht starr an eigenen Arbeitsweisen und gedanklichen Konstrukten festzuhalten. Zweitens: Immer über den Tellerrand hinaus blicken und sich auch neue Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen, die nichts bzw. nur am Rande mit Jura zu tun haben. Ein Wochenendseminar an der eigenen Universität zum Projektmanagement kann dabei genauso gewinnbringend sein wie die Teilnahme an einem Gründerwettbewerb oder Hackathon gemeinsam mit Studierenden unterschiedlicher Fakultäten. Und drittens: Informationen über Legal Tech, Blockchain, Smart Contracts, Künstliche Intelligenz und andere technische Entwicklungen sammeln und sich so nach und nach ein Grundverständnis in diesen Bereichen aneignen. Das heißt nicht, dass man zwingend programmieren lernen muss. Auch z.B. auf YouTube oder mittels Podcasts kann man sich kostenfrei sehr gut informieren.
 
Dr. Christina-Maria Leeb, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Analyst Digital Business Development, HEUSSEN

- WERBUNG -