Fachartikel

Interview zur Berlin Legal Tech Konferenz & Hackathon 2019

Lesen Sie hier ein Interview zur Berlin Legal Tech Konferenz & Hackathon 2019 mit Initiator Florian Glatz.

LTV: Dieses Jahr findet wieder die Berlin Legal Tech statt, insgesamt nun schon zum dritten Mal. Wie haben sich die Themen und das Konzept innerhalb der letzten drei Jahre verändert?

Florian Glatz: Die Berlin Legal Tech hat den Anspruch, ihre Besucher über die neuesten, technikgetriebenen Entwicklungen im Markt zu informieren. War im Jahr 2017 etwa das Thema Templates und Vertragsbausteine noch ein thematischer Grundpfeiler, setzen wir uns dieses Jahr mit der nächsten Evolutionsstufe dieser Entwicklung auseinander: datengetriebener Geschäftsmodelle: Wer heute glaubt Templates und Vertragsbausteine seien das Ende der Innovation in der Rechtsdienstleistungsbranche läuft Gefahr die eigentliche Revolution zu verpassen. Datengetriebene Geschäftsmodelle sind die Zukunft jeder Industrie. Was bedeutet dies für den Rechtsdienstleistungsmarkt? Wie können sich Kanzleien und Rechtsabteilungen heute positionieren um morgen noch wettbewerbsfähig zu sein?

Ebenso das Thema Unternehmensfinanzierung mit der Blockchain: im Jahr 2017 und 2018 setzten wir uns mit den Grundlagen der Technologie auseinander und Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung mittels Kryptowährungen und sog. „Utility Token“. Dieses Jahr spielt das Thema „Security Token“ eine zentrale Rolle, d.h. die digitale Verbriefung von klassischen Finanzinstrumenten wie etwa Wertpapieren mittels Token auf der Blockchain.

Zum Konzept allgemein haben wir dieses Jahr Workshops am zweiten Tag des Events eingeführt, um Juristen die Möglichkeiten zu bieten „hands-on“ zu lernen, ohne notwendigerweise Teil des Hackathons sein zu müssen. Insgesamt werden wir von Jahr zu Jahr besser und passen uns den Bedürfnissen unserer Besucher und den Entwicklungen und Trends im Markt an.

LTV: Was wird dieses Jahr genau geboten?

Florian Glatz: Ein zweitägiger Legal Tech Hackathon (20.-21. Februar) bringt Juristen mit Software Entwicklern, User Experience Designern und digitalen Unternehmern zusammen. In einem offenen, kollaborativen Format werden über 36h hinweg Ideen entwickelt und sodann als Prototypen umgesetzt. Ein eigener Tag nur für Workshops am 21. Februar vermittelt praktisches Wissen und alltagsrelevante Fähigkeit durch führende Experten in der Legal Tech Branche, zu Themen wie Entscheidungsautomatisierung, Blockchain und Smart Contracts und anderen wichtigen Themen für die digitalen Anwälte und Rechtsabteilungen von heute und solche die es werden wollen. Eine ganztägige Konferenz am 22. Februar gibt Raum zum Zuhören und Diskutieren. Fesselnde Vorträge von Vordenkern der Branche, anregende Gespräche mit Gleichgesinnten und wertvolles Networking machen die Berlin Legal Tech 2019 zu einem „Must Go“. Dieses Jahr stehen die Themen „Data-driven Law“, „Crowd Justice“, „Security Token“ im Vordergrund, sowie „Design Thinking“ und künstliche Intelligenz“.

LTV: Wie hat sich das Interesse der Besucher verändert? Sind es eher bereits Legal Tech fachkundige Juristen, die wiederkommen oder sind es viele Neulinge, die mit Legal Tech noch nicht viel anfangen können?

Florian Glatz: Wir achten stets auf eine ausgewogene Mischung aus Experten, Anfängern und dem ganzen Spektrum dazwischen. Wir verstehen uns als inklusive Veranstaltung, die alle mitnehmen möchte. Zusätzlich veranstalten wir auch im September wieder einen eigenen Ableger der Veranstaltung kostenfrei für Studenten und Referendare. Rechtsberatung beginnt gerade sich grundlegend zu verändern. Digitalisierung kommt mit Verzögerung auch im Recht an. Die Veränderungen gehen tief. Die Juristenausbildung hat derweil wenig Lust auf Veränderung oder Innovation. Vieles ist so, weil es immer schon so war. Die Berlin Legal Tech will dies ändern. Wir laden alle Juristen, Anwälte und Studenten ein, sich zwei Tage Zeit zu nehmen, in die Welt digitaler Innovation einzutauchen. Dabei können Juristen auch ohne technisches Hintergrundwissen wertvolle Beiträge liefern, um innovative Produkte und Services im Legal Tech Bereich zu erschaffen.

LTV: Ein wichtiger Bestandteil der Berlin Legal Tech ist der Legal Hackathon. Was ändert sich hier 2019? Woher kommen die Teilnehmer?

Der Hackathon ist neben der Konferenz und den Workshops ein Grundpfeiler des Events. Wichtigste Änderung im Jahr 2019 ist, dass wir wieder zu einem dreitägigen Format gewechselt sind. Das heißt alle Hackathon-Teilnehmer haben auch die Chance, an der Konferenz am dritten Tag teilzunehmen. Das Event wird dadurch entzerrt und die Teilnehmer haben die Möglichkeiten, an allen wichtigen Bestandteilen teilzunehmen.

Die Teilnehmer kommen wie immer aus allen Ecken der Welt, mit einem Schwerpunkt auf Europa. Neben Deutschland sind Frankreich, Schweiz, Österreich, England und einige mittel- und osteuropäische Länder gut vertreten. Dieses Jahr haben wir auch eine der höchsten Quoten an weiblichen Legal Hackerinnen in der Geschichte des Events, worüber wir uns unheimlich freuen.

LTV: Wer sollte Ihrer Meinung nach die Konferenz und die Workshops besuchen?

Florian Glatz: Die Konferenz ist für alle gedacht: von großen und kleinen Kanzleien, über Unternehmen bis hin zu Startups. Für letztere haben wir eine eigene Ticket-Kategorie eingeführt, die das Event finanziell erschwinglich macht. Die Workshops sind insbesondere für Juristen und Legal-Tech-Unternehmer spannend, die verstehen wollen, wie sie die neuesten Entwicklungen im Markt selbst für sich nutzen können. Ein eigener Track für Fragen rund um Unternehmensfinanzierung mittels innovativer Technologien wie Blockchain bringt alle Teilnehmer auf den neuesten Stand, um hierzu zu beraten oder gar selbst die Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Andererseits haben wir einen Workshop-Track zum Thema Entscheidungsautomatisierung in Kanzleien und Rechtsabteilungen. Auch hier fokussieren wir uns auf die Vermittlung von wichtigem Praxiswissen.

LTV: Wer sollte am Legal Hackathon teilnehmen? Ist eine Teilnahme auch geeignet für nicht sehr technikaffine Rechtsanwälte/innen?

Florian Glatz: Der Hackathon ist für alle geeignet, die sich für das Thema „digitale Transformation“ im Rechtsdienstleistungsmarkt und auch des Rechts allgemein interessieren. Es sind keine Vorkenntnisse oder Programmierfähigkeiten notwendig. Der Hackathon bringt Juristen und Software-Entwickler zusammen. Als Bindeglied zwischen diesen beiden Gruppen fungieren sog. „Legal Engineers“ – Juristen, die schon heute über ein tiefgreifendes technisches Verständnis verfügen. Oft autodidaktisch haben sich diese Juristen mit wertvollem Wissen über die Nutzbarkeit digitaler Technologien ausgestattet. Im Rahmen des zweitägigen Legal Tech Hackathons werden sie die Übersetzer und Brückenbauer sein zwischen neugierigen Juristen einerseits und Entwicklern und Designern digitaler Produkte andererseits. Dabei stehen sie Modell für das Bild des Juristen der Zukunft.

LTV: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit der Veranstaltung.

Mehr Informationen finden Sie unter https://berlinlegal.tech/2019/

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