LawTracker DOCS: Legal KI für Prozessanwält:innen
Das Verfassen von Schriftsätzen ist viel Handarbeit. Das gilt sowohl für die Recherche als auch für die Niederschrift. KI hat bis heute daran wenig geändert. Hauptgründe für die nach wie vor bestehende Zurückhaltung beim Einsatz von KI sind fehlendes Vertrauen und fehlende Zuverlässigkeit. LawTracker DOCS will hier Abhilfe schaffen.
Was ist LawTracker DOCS?
LawTracker DOCS ist ein Addin für Microsoft Word. Gemeinsam mit dem Wolters Kluwer LawTracker, einem PDF-Plug-in für den Adobe Reader, den das LawTracker-Team gemeinsam mit Wolters Kluwer als Technologie-Partner entwickelt hat, ist LawTracker DOCS Teil der LawTracker-Produktfamilie, zu der auch Webservices und andere individuelle Integrationsprodukte gehören.
Welches Problem löst LawTracker DOCS?
Das Verfassen von Schriftsätzen gehört zu den Kernaufgaben von Rechtsanwält:innen. Und obwohl sich die technischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen in den letzten Jahren rasant verändert haben, hat sich an der Art des Verfassens von Schriftsätzen – will man von Textautomatisierungen für wiederkehrenden Vortrag im Rahmen von Masseverfahren absehen – wenig geändert. Die Schriftsatzarbeit ist nach wie vor viel Handarbeit.
Das gilt in besonderem Maße für die notwendige Endkorrektur von Schriftsätzen. Da sich niemand gegenüber der Mandantschaft oder dem Gericht die Blöße geben möchte, werden Schriftsätze auf den letzten Metern vor der Übersendung an die Mandantschaft oder der Einreichung bei Gericht besonders gründlich auf regelmäßige Fehler wie fehlerhafte Querverweise, falsche Datumsangaben, übersehene Hervorhebungen, uneinheitliche Schreib- und Zitierweisen und vieles mehr geprüft. Das ist nicht nur enorm zeitraubend, sondern auch sehr fehleranfällig.
LawTracker DOCS übernimmt diesen Arbeitsschritt. In wenigen Sekunden werden Schriftsätze, Gutachten, Memos und andere juristische Arbeitsprodukte geprüft und gemäß den üblichen oder individuell definierten Schreibweisen korrigiert.
Darüber hinaus analysiert, interpretiert und verlinkt LawTracker DOCS die in einem Word-Dokument zitierten juristischen Fundstellen mit gängigen juristischen Datenbanken (u.a. beck-online, juris und Wolters Kluwer). Das mag prima facie dem Autor eines Word-Dokuments wenig helfen – schließlich hat er die juristische Fundstelle in seinem Text selbst zitiert. Wird der Schriftsatz jedoch in ein PDF-Dokument konvertiert, um es per beA bei Gericht einzureichen, bleiben die von LawTracker DOCS gesetzten Weblinks erhalten. Das bedeutet, dass es das Gericht bei der Lektüre des Schriftsatzes sehr viel leichter hat, die zitierte juristische Fundstelle aufzurufen und sich von deren Inhalt zu überzeugen. Und darum geht es am Ende – das Gericht vom eigenen Rechtsvortrag zu überzeugen, um die Erfolgschancen für die eigene Mandantschaft zu erhöhen.
Und wer glaubt, dass die Lektüre eines verlinkten Schriftsatzes keinen Unterschied mache, der frage sich, wann er das letzte Mal auf eine verlinkte Fundstelle in seiner juristischen Datenbank oder bei Wikipedia geklickt hat, um sich vom Inhalt der Referenz zu überzeugen. Einem Richter geht es hier nicht anders.
Wie setzt LawTracker DOCS künstliche Intelligenz ein?
LawTracker DOCS setzt per se keine künstliche Intelligenz ein. Das Tool arbeitet schon allein aufgrund des gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses von Rechtsanwält:innen lokal und regelbasiert, um die Vertraulichkeit und Integrität von sensiblen Dokumenteninformationen zu wahren.
Allerdings hat das LawTracker-Team gemeinsam mit dem Team von gesetze.io einen Weg gefunden, LawTracker DOCS um zahlreiche KI-Features zu erweitern. So ist es nunmehr möglich, direkt in Word eine KI-basierte Gesetzes- und Rechtsprechungsanalyse durchzuführen, um im Rahmen der Schriftsatzerstellung direkt und ohne Zeitverlust die passenden juristischen Definitionen und Fundstellen zu finden. Hierfür hat das Team von gesetze.io über 100.000 höchst- und obergerichtliche Urteile mit Hilfe eines KI-Modells ausgewertet und indexiert. Über eine sogenannte semantische Suche können die indexierten Urteile kontextbasiert, d.h. nach konkreten Konzepten und Sinnzusammenhängen anstatt von bloßen Stichworten, durchsucht und direkt im Sidepanel des LawTracker DOCS für die Weiterverarbeitung angezeigt werden.
Um das Aufrufergebnis zusätzlich zu optimieren, werden die vom User eingegebenen Prompts hybrid, das heißt sowohl regel- als auch KI-basiert interpretiert, um den Dokumentenpool vor der eigentlichen KI-gestützten Suche auf eine möglichst kleine Einheit potenziell relevanter Dokumente zu reduzieren. Dadurch wird die Qualität des Suchlaufs deutlich erhöht und kann schon jetzt ein wesentlich hochwertigeres Trefferbild erzeugen, als es schlagwortbasierte Sucheingaben in herkömmlichen Datenbanken leisten.
Der Vorteil für die Anwender: schnellere und qualitativ hochwertigere juristische Recherche direkt in Microsoft Word. Darüber hinaus sind die Services von gesetze.io in LawTracker DOCS wesentlich günstiger als ein klassisches Datenbank-Abonnement.
Ausblick
Künstliche Intelligenz bietet ungeahnte Möglichkeiten. Auch wenn sich (zu Recht) allgemeine Ernüchterung hinsichtlich der anfänglich völlig überzogenen Erwartungen breit macht, wird der Siegeszug der KI nicht aufzuhalten sein. Um ihren Einsatz allerdings sinnstiftend und für Jurist:innen brauchbar zu machen, bedarf es allerdings mehr als nur erratisch aneinandergereihter Wortfetzen. Die KI-Architektur muss sauber aufgesetzt und an den echten use cases der Anwender ausgerichtet werden.
Genau hierin liegt die unvergleichliche Stärke von LawTracker und gesetze.io. Das Team kombiniert Anwenderwissen mit technologischem first-class Know-How. Es liegen schon zahlreiche weitere KI-Projekte in der Pipeline, unter anderem die KI-basierte Richtigkeitsprüfung von Rechtsvortrag oder die Aufschlüsselung von Tatsachenbehauptungen und den jeweils angebotenen Beweismitteln.
Aktuell steht LawTracker DOCS als BETA-Version zur Verfügung, einschließlich der integrierten KI-Services von gesetze.io. Der Übergang zu einem in der Vollversion kostenpflichtigen Produkt ist für Anfang des Jahres geplant.
Autor: Dr. Steffen Wörner ist Rechtsanwalt in einer internationalen Großkanzlei in Frankfurt a.M. und zugleich Gründer der LawTracker Software GmbH und der CCS – Custom Code Solutions GmbH, dem Technologielabor des Unternehmensverbunds. Gemeinsam mit seinem Team und internationalen Partnern entwickelt er Lösungen in den Bereichen Legal AI, AI Analytics und Barrierefreiheit (PDF/UA-Konformität).