Hamburg Legal Hackathon – ein Wochenende voller Rechtsinnovationen

Vom 9.5.-11.5.2025 fand der erste Hamburg Legal Hackathon statt, den das Bucerius Center for Legal Technology and Data Science gemeinsam mit den studentischen Legal-Tech-Initiativen „b{u}ilt“ (Bayreuther Initiative für Legal Tech) und recode.law auf dem Campus der Bucerius Law School in Hamburg veranstaltet hat.
Unter der Leit-Challenge „Access to Justice” drehte sich das Wochenende darum, in interdisziplinären und universitätsübergreifenden Teams Lösungsmöglichkeiten im Bereich „Access to Justice“ zu entwickeln. Über 50 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland fanden sich hierfür in insgesamt acht – beim gemeinsamen Pizza-Networking zusammengefundenen – Teams zusammen. Besondere Unterstützung erhielten die Teilnehmer:innen von der ARAG SE: Denn die ARAG hat nicht nur die Sachpreise für den Hamburg Legal Hackathon im Gesamtwert von 4.000 Euro, sondern auch jedem teilnehmenden Team über das ganze Wochenende hinweg ein Teammitglied der ARAG zur Unterstützung zur Verfügung gestellt.
Mit Dr. Benedikt Quarch, Marc Ohrendorf, Tim Platner, Prof. Tristan Rohner, Prof. Dan Katz, Anisja Porschke und Philipp Mayr unterstützten ferner erfahrene Mentor:innen aus unterschiedlichen Disziplinen die Teilnehmer:innen bei der Optimierung ihrer Projektideen und bei der abschließenden Pitch-Vorbereitung. Sonntagmittag um 12.30 Uhr war es dann schließlich soweit: In den finalen Pitches stellten die Teilnehmer:innen die Prototypen ihrer Ideen innerhalb von sechs Minuten einer hochkarätig besetzten Jury vor und stellten sich den Fragen der Juror:innen. Mit Prof. Christoph Kumpan (Professor an der Bucerius Law School), Nicole Vogelsberger (Vice President Legal Service & Innovation bei der ARAG SE) und Dr. Rainer Derks (Vizepräsident des Oberlandesgerichts Celle) war die Jury dabei multiperspektivisch besetzt, um verschiedene Ausprägungen von Ideen zur Verbesserung des „Access to Justice“ bewerten zu können.
Abwechslungsreiches Rahmenprogramm des Hamburg Legal Hackathon
Abgerundet wurde der Hamburg Legal Hackathon von einem bunten Rahmenprogramm:
Am Freitagabend hielt zunächst Prof. Dr. Dan Martin Katz, Professor of Law am Illinois Tech – Chicago Kent College of Law und Academic Director des Bucerius Center for Legal Technology and Data Science, die Keynote zum Thema “Why We Need Legal Innovation”, bevor Marc Ohrendorf zum Thema “Legal Product Management – A High Demand Future Skill” referierte und Maximilian Volland von der Bayreuther Initiative für Legal Tech die Teilnehmer:innen mit seinem Vortrag „How to Hack?“ Einblicke in und Praxistipps für den Hamburg Legal Hackathon gab. Nach Schließung der Kleingruppenräume um 1 Uhr bestand sodann noch die (gut genutzte!) Möglichkeit des Afterworks auf der parallel stattfindenden „Trimester Opening Party“ der Bucerius Law School.
Am Samstag wurde der Hamburg Legal Hackathon nach einer kurzen Vorstellung der Mentor:innen sodann von zahlreichen Impulsvorträgen mitsamt Q&A-Sessions begleitet: Izem Uyaner von der ARAG SE referierte zum Thema „Legal Design Thinking“, während Tim Platner als Geschäftsführer der Legal Data Technology GmbH mit starken Thesen Einblicke in die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Jurist:innen und Informatiker:innen gab. Praktische Tipps für ihre eigenen Projekte konnten die Teilnehmer:innen zudem von Philipp Mayr, Vorstandsmitglied bei recode.law, („Bau einer interaktiven Webseite mit Datenerfassung“) und Anisja Porschke, Co-Founderin des AI Legal Club, („5 Hacks – Wie du KI erfolgreich für dein Hackathon-Projekt nutzt“) sammeln. Im weiteren Verlauf des Tages gab es zudem Impulsvorträge zum Thema „Legal Tech im Studium“ (Maximilian Volland, Bayreuther Initiative für Legal Tech), zur Justiz im digitalen Wandel (Katharina Sophie Hertel, Vorstandsvorsitzende recode.law) und einen Bericht von den Anfängen von Legal-Tech hin zu KI (Dr. Benedikt Quarch, CEO Rightnow GmbH).
Abgerundet wurde der Samstag von einem gemeinsamen Spaziergang durch den direkt an die Bucerius Law School angrenzenden Erholungspark „Planten un blomen“ und dem gemeinsamen Grillen am Abend auf dem Campus mit Dan Katz als professoralem Grillmeister, bevor sich die Teams in eine lange Nacht des Hackens stürzen konnten.
Die Gewinnerteams und -projekte des Hamburg Legal Hackathons
Nach spannenden Pitches, einem Kopf-an-Kopf-Rennen der Teams, das den großartigen Ideen und dem beeindruckenden Engagement der Teilnehmer:innen geschuldet war, und einer von der Innovationskraft, dem sozialen Impact und der technischen Umsetzungsstärke der Projekte beeindruckten Jury standen schließlich am Sonntag um kurz vor 15.00 Uhr die Gewinnerteams und -projekte fest:
Durchsetzen konnte sich das Team „Bambini“. Mit „Bambini“ entwickelte das Siegerteam eine Software für Eltern, die nach dem Upload einiger weniger Unterlagen automatisiert prüft, ob Ansprüche der Eltern gegenüber staatlichen Stellen – etwa bzgl. Elterngeld oder Kinderzuschlag – bestehen, und die notwendig einzureichenden Formulare direkt für den Versand vorbereitet. So kann insbesondere sozial benachteiligten Familien ein echter Zugang zum Recht ermöglicht werden.
Platz 2 belegte das Team „Transla{w}tion“: Mit seinem Tool zur automatisierten Übersetzung von Gebärdensprache für den gerichtlichen Kontext schaffte das Team eine bahnbrechende Lösung für mehr Barrierefreiheit im Gerichtssaal – besonders für Zeug:innen mit Hörbeeinträchtigung.
Die Bronzemedaille sicherte sich schließlich das Team von „Angelica“ mit einem Rechtsschutz-Chatbot für Opfer häuslicher Gewalt, der Betroffenen niedrigschwellig Informationen über Rechte, Anlaufstellen und rechtliche Schritte bereitstellt – diskret, sicher und rund um die Uhr erreichbar.
Autor: Dr. Florian Skupin, Executive Director Legal Technology an der Bucerius Law School, Leiter des dortigen Bucerius Center for Legal Technology and Data Science und Gesamtkoordinator des Hamburg Legal Hackathon.