Fachartikel

Effizienzsteigerung durch maßgeschneiderte GPTs in der Vertragsanalyse

Die Vertragsanalyse ist eine zentrale Aufgabe für Juristinnen und Juristen, die oft manuell und zeitaufwendig ist. Maßgeschneiderte GPTs bieten hier eine innovative Lösung, um Effizienz und Genauigkeit zu steigern.

Eine seriöse und professionelle Analyse sowie inhaltliche Bewertung von Verträgen ist essenziell, um notwendige Anpassungen identifizieren bzw. um diese zur Unterschrift freigeben zu können. Juristinnen und Juristen müssen dabei Leistungen, Verpflichtungen, Fristen, Risiken, Garantien, Kosten und viele weitere Aspekte überprüfen. Dieser Prozess ist oft aufwendig, da Verträge uneinheitliche Strukturen und Begriffe aufweisen. Die manuelle Prüfung erfordert viel Zeit und Sorgfalt, um sicherzustellen, dass alle relevanten Punkte abgedeckt sind und keine wichtigen Details übersehen werden.

Traditionell erfolgt die Vertragsanalyse manuell. Dennoch prüfen wir häufig die gleichen Aspekte, was eigentlich dazu führen sollte, dass wir vermehrt mit Checklisten arbeiten. Solche Checklisten können dann wiederum automatisiert mit KI abgerufen und überprüft werden. Hier kommen maßgeschneiderte GPTs ins Spiel, die eine echte Alternative zu spezialisierter Software sind und eigenständig sowie kostengünstig eingesetzt werden können.

Was sind GPTs?

GPTs sind maßgeschneiderte Versionen von ChatGPT, die für einen wiederkehrenden Einsatz und spezifische Bedürfnisse vom jeweiligen Nutzer entwickelt werden können. Sie basieren auf einem umfassenden Prompt, einem Ablaufplan, relevanten Wissensdokumenten und Starterfragen. Andere KI-Tools sprechen hier von Agenten oder Projects, meinen im Kern aber genau das Gleiche.

Im Unterschied zum klassischen Prompten, wo es auf das individuelle Skillset ankommt, können GPTs organisationsübergreifend erstellt und verwendet werden. Ihnen können von den entsprechenden Legal Prompt Engineers alle relevanten Informationen und Handlungsanweisungen mitgegeben und anschliessend den weiteren Anwendern in der Organisation zur Verfügung gestellt werden. Ebenso können sie zu Gunsten aller laufend weiterentwickelt werden. Dies reduziert den individuellen Aufwand sowie die Fehleranfälligkeit.

Die eigentlichen Nutzer können dann eine Art «magic button» nutzen, ohne vertiefte Kenntnisse im Prompting zu haben und profitieren gleichzeitig von besserer Relevanz, Effizienz und Genauigkeit in den Ergebnissen. Diese personalisierten Interaktionen eignen sich besonders für repetitive Aufgaben mit hohem Individualisierungscharakter – so bspw. für die Vertragsanalyse.

Was prüft ein solcher GPT?

Ein maßgeschneiderter GPT kann sehr umfassend sein und alle Vertragsaspekte überprüfen, die für die jeweilige Organisation relevant sind. Dazu gehören:

• Begrifflichkeiten: Der GPT identifiziert und definiert alle wesentlichen Begriffe im Vertrag. Dies stellt sicher, dass alle Parteien den Vertrag einheitlich verstehen und interpretieren. Unklare oder widersprüchliche Begriffe werden hervorgehoben, und es werden Vorschläge für präzisere Definitionen gemacht.

• Finanzielle Komponenten: Der GPT überprüft die Angemessenheit der Vergütungen und den Zeitplan für Zahlungen. Er analysiert, ob die finanziellen Verpflichtungen klar und fair verteilt sind und ob die Fristen für Zahlungen, Lieferungen und andere Verpflichtungen eindeutig definiert sind.

• Zeitliche Komponenten: Der GPT analysiert die Vertragsdauer, Kündigungsregelungen und Verlängerungsoptionen. Er stellt sicher, dass die Vertragsdauer branchenüblich und flexibel gestaltet ist und dass klare Regelungen zur ordentlichen und außerordentlichen Kündigung vorhanden sind.

• Schadensregelungen: Der GPT überprüft die Definition von Schäden, Garantien und Haftung. Er stellt sicher, dass die Bestimmungen spezifisch und gerecht sind und dass die Anforderungen und Verfahren für den Nachweis von Schäden praktikabel und fair sind.

• Geheimhaltung und Datenschutz: Der GPT analysiert die Geheimhaltungsverpflichtungen und Datenschutzbestimmungen. Er stellt sicher, dass die Verpflichtungen klar und umfassend sind und dass die Sanktionen bei Nichteinhaltung verhältnismäßig und durchsetzbar sind.

• Vertragsänderungen: Der GPT überprüft die Regelungen zur Vertragsänderung und die salvatorische Klausel. Er stellt sicher, dass die Regelungen klar und fair sind und dass die erforderlichen Dokumentationen und Zustimmungen praktikabel und nachvollziehbar sind.

Ein solcher GPT kann auch auf Inkonsistenzen, Widersprüchlichkeiten, Doppelspurigkeiten und Lücken hinweisen oder Chancen und Risiken eines Vertrages bewerten. Durch die umfassende Analyse dieser Aspekte trägt der GPT dazu bei, die Qualität und Sicherheit der Verträge zu erhöhen und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Praktische Umsetzung

In der täglichen Nutzung ist es dann wiederum wichtig, daran zu denken, mit welchen Informationen die Juristinnen und Juristen arbeiten. Im Speziellen ist dabei auf den Datenschutz und das Berufsgeheimnis bzw. Amtsgeheimnis zu achten. Eine Möglichkeit hierzu ist die vorgängige manuelle oder KI-gestützte Pseudonymisierung von Daten.

In meiner Praxis nutze ich mittlerweile einen Anbieter, der durch vertragliche, technische und organisatorische Maßnahmen einen datensicheren Raum für Juristen bietet. Damit wird im Speziellen eine vorgängige Pseudonymisierung obsolet. Diese Maßnahmen gewährleisten die Vertraulichkeit sensibler Daten und erfüllen die rechtlichen Anforderungen.

Lohnt sich das Ganze?

Aus meinem Berufsalltag kann ich klar sagen: Ja! Alles, was ich regelmäßig mache, erledige ich via GPTs. Dazu zählt im Speziellen die Vertragsanalyse. Dadurch spare ich nicht nur Zeit, sondern steigere auch die Qualität meiner Arbeit, da ich Punkte entdecke, die ich sonst übersehen würde. Die Effizienzsteigerung und die erhöhte Genauigkeit sind entscheidende Vorteile, die den Einsatz von GPTs in der Vertragsanalyse lohnenswert machen. Die Zeitersparnis ermöglicht es mir, mich auf komplexere und strategisch wichtigere Aufgaben zu konzentrieren, während die KI die Routinearbeiten übernimmt.

Fazit

Maßgeschneiderte GPTs sind meines Erachtens ein Muss für wiederkehrende Aufgaben und ein Paradebeispiel für praxisnahe und kostengünstige KI-Assistenten in der Rechtspraxis.

Autor: RA Dr. David Schneeberger, AI Literacy-Experte, Legal Prompt Engineer, Digitalisierungs-Coach und Generalsekretär an der Universität St.Gallen

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